Verbaler Schlagabtausch

Ohne diplomatische Zurückhaltung zu wahren, hatte Fidel Castro Anfang Februar auf einem internationalen Wirtschaftsseminar in Havanna der argentinischen Regierung vorgeworfen, "den Yankees die Stiefel zu lecken". Umgehend sprach der dortige Außenminister Adalberto Rodríguez Giavarini von "beleidigenden" Äußerungen. Die Wellen am Rio de la Plata schlugen auch deswegen sofort hoch, weil Castro weitere Ausführungen machte.

Dabei brachte er indirekt die Finanznöte der argentinischen Republik in Zusammenhang mit deren möglichem Abstimmungsverhalten bei der UNO-Menschenrechtskommission in Genf. Dort wird im April wieder über die Menschenrechtssituation auf Cuba beraten. Bereits im vergangenen Jahr hatte Argentinien zu den Ländern gehört, die die Lage auf der sozialistischen Karibikinsel verurteilten. In diesem Jahr, so ließ Rodríguez Giavarini vor kurzem durchblicken, werde das nicht anders sein.

Castro liegt sicher nicht falsch, wenn er behauptet, dies sei Wohlverhalten für den internationalen 40-Milliardenkredit an Argentinien, der maßgeblich durch die USA vermittelt wurde und das südamerikanische Land vor der Pleite rettete. Doch dies den stolzen Argentiniern praktisch ins Gesicht zu sagen …. Außenminister Giavarini kündigte an, seine Regierung werde die zukünftigen Beziehungen zu Cuba „analysieren“. Vorgesehene Handelsgespräche sind erst einmal ausgesetzt und die Verhandlungen über Cubas Schulden gegenüber dem argentinischen Staat wurden ebenfalls suspendiert.

Die Einlassung des cubanischen Botschafters Oscar Torres Avalo, Castro habe vor allem das neoliberale Modell in Argentinien kritisiert und Zuhörer aus dem Land hätten sich nicht durch seine Rede angegriffen gefühlt, konnte wenig ausrichten. Nachdem diese Entschuldigung keine Wirkung zeigte, schwenkte Torres Avalo am Mittwoch um und beschuldigte Rodríguez Giavarini, einen „Verrat“ gegen sein Land anzustiften. Die beabsichtigte Stimmabgabe gegen Cuba in Genf sei "ein neuer Dolchstoß in den Rücken". Eine cubanische Protestnote wies die argentinische Seite zurück.

CUBA LIBRE Quelle: Poonal

CUBA LIBRE 2-2001