Das Projekt "Gloria Cuadro de la Cruz" (Santiago inklusive)

Wir kamen durch diese Behinderteneinrichtung endlich – nach fast 17 Jahren! – dazu, Santiago zu sehen. Dabei waren wir eigentlich nicht zum ersten Mal dort. Wenn man es genau nimmt, war es bereits unser dritter Aufenthalt, aber die anderen beiden zählen nicht richtig.

In unserem ersten Cuba-Jahr wurden wir als Neckermänner am Parque Cespedes mit der Maßgabe "Uhrenvergleich, wir treffen uns alle in 20 Minuten wieder genau hier" aus dem klimatisierten Reisebus gescheucht. Draußen sahen wir uns im Nu von einer ganzen Traube ehemaliger cubanischer Boxweltmeister umringt, die uns die Stadt zeigen wollten. Für mich schlug der Kulturschock (Hitze, Lautstärke und das Gefühl, bedrängt zu werden) derart ein, dass ich nach kürzester Zeit wieder in den Schutz des Busses flüchtete. Danach konzedierte man uns noch eine halbe Stunde Moncada-Kaserne, ehe man uns nach dem Mittagessen im Hotel auf eine Strandpartie zum Baden schickte – inklusive Besichtigung des Dinosaurier-Parks auf der Rückfahrt. Den Abend verbrachten wir mit der Begutachtung knackiger Popos im örtlichen Tropicana, wobei wir uns mittels diverser Cuba Libres mit 7jährigem Havanna Club (im Pauschalpreis inbegriffen) gehörig einen antüterten. Wieder zurück im bester Haus am Platz, dem "Santiago de Cuba", nahmen wir auf der Dachterrasse im 15. Stock oder so noch einen Absacker vor dem Schlafengehen zu uns, um den Blick über die nächtliche Stadt zu genießen. Es war der Sommer des Jahres 1994, etwa der Höhepunkt (oder besser gesagt Tiefpunkt) der "periodo especial", und was wir von da oben sahen, war finsterste Schwärze, hier und da unterbrochen vom funzelartigem Licht der Notbeleuchtung einzelner Hospitäler und Polizeistationen. Während wir Touristen an unseren Mojitos nippten, bereiteten sich die Menschen drunten Kroketten aus granulierten Hühnerknochen zu, um nicht zu verhungern.

Das zweite Mal, etliche Jahre später, als Cuba das Schlimmste überstanden hatte, war nur ein Zwischenstopp. Wir logierten im "San Juan" hoch über der Stadt im Grünen in der Nähe eines Vergnügungsparks mit Riesenrad. Dort warteten wir auf unsere Weiterfahrt über die berühmte "carretera", die gefährlichste Straße der Insel, nach Baracoa. Santiago erlebten wir lediglich aus der Distanz, also im Grunde überhaupt nicht.

Als wir Mitte der Karwoche der Osterferien dort landeten, hielt sich unsere Begeisterung in überschaubaren Grenzen. Bei lediglich zwei Wochen Cuba, die man am liebsten überwiegend in der Hauptstadt verbringen möchte, sind 4 Tage Santiago zwischendrin schon ein ziemliches "Brett". Es gab aber keine Alternative, da im Juli zuvor bereits einmal die Projektbesichtigung geplatzt war – und nicht durch die Schuld derer in Santiago. Annähernd zwei Jahre waren vergangen, seit wir mit Alicia vom Minsap, die ausländische Hilfsprojekte von Havanna aus betreut, diese Angelegenheit ausgebrütet hatten. Und seither existierte sie nur auf dem Papier. Keine Frage: Die Sache konnte nicht noch einmal bis zum Sommer warten. Wir mussten hin.

Der Flughafen "Antonio Maceo" ist (für die zweitgrößte Stadt Cubas) geradezu schnuckelig. Ich habe bei der Gepäckannahme häufig die irrationale Angst, nicht richtig hingeguckt zu haben und – Gott behüte! – womöglich am falschen "Baggage Belt" zu stehen. Diese Sorge erübrigte sich hier. Es gibt nur EIN Band, und das erinnert in seinen verspielten Windungen eher an die Spaßrutsche eines privaten Swimmingpools. Es sieht so niedlich aus, dass man versucht ist, es zu streicheln. Als ich nach unserem Koffer griff, fragte mich ein Mensch in Uniform, ob ich vielleicht der iranische Botschafter sei. Der werde nämlich erwartet. Nun mag ich von meiner Physiognomie her (gesetztes Alter, hohe Stirn, grauer Bart) zur Not als ein Diplomat des Nahen Ostens durchgehen, aber angesichts des "Räuberzivils", das ich trug, überraschte mich die Frage doch ein wenig.

Rosa, die Chefin des ICAP in Santiago ist eine Frau um die 50 mit breitem, ansteckendem Lachen. Sie holte uns mit ihrem Mann, der als Chauffeur fungierte, vom Flugplatz ab. Es war erst gegen zehn Uhr vormittags. Aber wir waren seit halb fünf auf den Beinen und so brachten uns die beiden erst mal zu der Bleibe, die sie uns besorgt hatten, damit wir uns einrichten und ein bisschen ausruhen konnten. Der Termin im Behindertenheim war eh erst für den nächsten Tag vorgesehen. Am späteren Nachmittag wollten sie uns zu einer Stadtrundfahrt abholen. Das gab uns einen Spielraum von sechs Stunden, und da wir uns nicht müde fühlten, wollten wir den nutzen, uns ein Stück Santiago zu Fuß zu erschließen – endlich einmal unorganisiert, endlich mal in RUHE.

Unserer netten Zimmerwirtin zufolge war es kein Hexenwerk, schnell in die Innenstadt zu kommen: geradeaus, die erste rechts, dann die zweite noch mal rechts und danach bergab in Richtung der Bucht. Eine Sache von einer Viertelstunde. Die Straße, in der wir wohnten, war äußerst ruhig und wir konnten kaum glauben, so nah am Zentrum zu sein. Nach fünf Minuten Fußweg jedoch – und nach der zweiten Biegung rechts – standen wir völlig unversehens vor den gelben Mauern des "Cuartel Moncada". Wir umrundeten den gewaltigen Komplex, ohne allerdings hineinzugehen, denn von innen kannten wir ihn ja schon.
Stattdessen nahmen wir den Weg in die City unter unsere Schuhsohlen, wobei uns übrigens auffiel, dass in der "Heldenstadt" große Plakatwände und Fassadenmalereien mit Konterfeis von Fidel, Raúl, Che Guevara und Camilo Cienfuegos wesentlich häufiger anzutreffen sind als in Havanna. Ein weiterer Unterschied sollte uns dann noch etwas später bewusst werden: In Santiago ist es deutlich sauberer!
Wir landeten auf unserem gemächlichen Gang durch die belebte Fußgängerzone auch wieder im Parque Cespedes (dem Ort meines Kulturschocks vor 17 Jahren). Diesmal betraten wir nicht die Kathedrale, in der wir bei unserem ersten Mal aus kulturellen Erwägungen gewesen waren. ("Seine Exzellenz, der Bischof ist gerade beim Heiligen Vater, um ihn um Beistand zu bitten. Wir nehmen aber gerne eine Spende für die Katholische Kirche Ihrerseits entgegen.") Gegenüber ist ein Haus mit breitem, blaugestrichenem Balkon, von dem Fidel Castro einmal eine historische Rede gehalten hat. Wir setzen uns in ein Restaurant genau zwischen beiden Bauwerken und schauten entspannt dabei zu, wie all die Santiageros an uns vorbei flanierten.

Mit Rosa und ihrem Mann sahen wir später am Tag zunächst den Friedhof "Santa Efigenia", wo sich das beeindruckende Grabmal von José Martí befindet. Dort – sowie beim Gang über das ganze weitläufige Gelände – wurden wir von einer Fremdenführerin begleitet, die sicher zum Kompetentesten gehört, das wir in dieser Berufssparte je erlebt haben. Wir hätten ihr so gern ein gutes Trinkgeld gegeben, aber sie war der Typ "patriotische Cubanerin", der uns bei einem solchen Ansinnen mit Irritation und Verachtung gestraft hätte. Darum machten wir gar nicht erst den Versuch.
Dann folgte sozusagen der inoffizielle Besichtigungsteil. Wir fuhren kreuz und quer durch die Stadt und suchten Orte auf, die in keinem Reiseprospekt stehen: Häuser in unauffälligen Seitenstraßen, wo die Stadtguerilla im Kampf gegen Batista ihren Unterschlupf hatte und klandestine Aktionen plante. Unter anderem besuchten wir die Stelle, an der Frank Pais, die charismatische Führungsfigur jener zweiten Front neben der Sierra Maestra, im Kugelhagel starb. Man sieht an der Mauer noch einige Einschusslöcher.
Der Abend klang aus mit einem kleinen Umtrunk, und als wir uns für den nächsten Morgen verabredeten, waren wir schon fast miteinander befreundet.

Der Fahrer, der uns abholte, brachte uns zunächst einmal zum örtlichen ICAP: ein schmuckes, weißgetünchtes Gebäude, dessen Architektur an die "weißen Dörfer" Südspaniens erinnert. Ohne Zweifel diente es vor langer Zeit einem reichen Granden als Privatbesitz. Innen herrscht Kolonialismus pur! Prächtige Zimmer (wenn auch keines von ihnen groß) mit Kristalllüstern und hervorragend erhaltenem antikem Mobiliar. Küche und Bäder im ursprünglichen Zustand. Als ich einmal ein gewisses örtchen aufsuchen musste, fand ich mich in einem Raum wieder, der in gedeckten Rosa- und Lilatönen gefärbt war und über eine Badewanne verfügte, in der ein Flusspferd Platz gefunden hätte. Man könnte den Bau, so wie er ist, als Museum begehbar machen. Auf der Rückseite ist ein großer, von hohen Bäumen beschatteter und verwunschen wirkender Garten, der häufig als Veranstaltungsort für kulturelle „actos“ dient.

Als Rosa uns in ihrem repräsentativen Reich begrüßte, hatten sich bereits Roberto Alvarez Arocha, verantwortlich für internationale Beziehungen, Projekte und Spenden im Ministerium für Gesundheit der Provinz Santiago de Cuba und Elena Barbado Rodríguez, Ökonomin im selben Ministerium, eingefunden, um mit uns vorab einige Dinge zu besprechen. Irgendwie kam es uns so vor, als seien sie verwundert, dass wir die über 11.000 Euro, die mittlerweile zweckgebunden für dieses Projekt auf dem FG-Konto eingegangen waren, nicht in Form von Cash in der Hosentasche mitgebracht hatten. Zumindest deuteten sie an, dass vermutlich das Management des Behindertenheims davon ausgehen würde.
Gut vorbereitet, wie die beiden waren, zeigten sie uns eine 40 Punkte starke Prioritätenliste von Sachen, die für das Heim sukzessive angeschafft werden sollten. Priorität numero uno waren 20 Deckenventilatoren. Eine Durchsicht der Reisebarschaft in meinem Körpertresor (unsere Zimmerwirtin hatte keinen Safe) ergab, dass wir 400 CUC mit uns führten, mit denen wir eigentlich nichts Rechtes anzufangen wussten. Erfahrung mit dem en-gros-Ankauf von Ventilatoren (für eine andere Einrichtung) machte uns sofort klar, dass wir mit dieser Summe schon eine ganze Reihe dieser nützlichen Geräte würden vorfinanzieren können (wenn auch keine 20), um wenigstens diesen Notstand schon einmal zu lindern. Spontaner Entschluss: Renate und ich würden am nächsten Vormittag mitsamt Roberto (der wusste, in welchem Kaufhaus die Dinger günstig zu erwerben waren) auf Einkaufstour gehen.

Dann fuhren wir – endlich – zu "unserem Projekt".

Das Heim für geistig Behinderte "Gloria Cuadro de la Cruz" trägt seinen Namen nach einer (ebenfalls behinderten) Kombattantin der Revolutionstruppen Fidels im Befreiungskrieg.

Treffen im Behindertenzentrum "Gloria Cuadro de la Cruz"

Treffen im Behindertenzentrum
"Gloria Cuadro de la Cruz"

Behindertenzentrum "Gloria Cuadro de la Cruz": Übergabe eines Deckenventilators an die Heimleiterin

Übergabe eines Deckenventilators an die Heimleiterin in Anwesenheit von Roberto (Minsap)

Behindertenzentrum "Gloria Cuadro de la Cruz": Solo-Auftritt

Solo-Auftritt

Bewohner des Behindertenzentrums "Gloria Cuadro de la Cruz"

Bewohner des Behindertenzentrums
"Gloria Cuadro de la Cruz"

Bewohner des Behindertenzentrums "Gloria Cuadro de la Cruz"

Bewohner mit Betreuerin

Es existieren zwei Häuser dieses Namens in Santiago: eines für Kinder sowie ein anderes (centro numero 2), das Jugendliche und Erwachsene beherbergt, alle männlichen Geschlechts. Letzteres ist dasjenige, das uns betraf. Das Haus befindet sich in baulich solidem Zustand, da es, stark beschädigt bei einem der letzten Hurrikane, durch den cubanischen Staat restauriert wurde.
Die Insassen leiden an verschiedenen mittelschweren bis schweren geistigen Behinderungen (fünf beispielsweise am Down-Syndrom, drei weitere sind zusätzlich zu sonstigen Handicaps auch noch mit Taubstummheit geschlagen).
37 "discapacitados" leben mehr oder weniger ständig in der Einrichtung. Einige verbringen die Wochenenden bei ihren jeweiligen Familien. Es gibt aber auch eine ganze Menge von solchen, denen "Gloria Cuadro de la Cruz" zur einzigen Familie geworden ist: Vollwaisen oder als Kind von den Eltern Ausgesetzte. Diese tragen in Cuba den Titel "ninos de la patria" ("Kinder des Vaterlandes"), und um die muss man sich halt besonders kümmern.

Den genannten 37 stehen 52 Fachkräfte aller möglichen Ausbildungsbereiche zur Betreuung gegenüber. Zwar wäre es etwas übertrieben, von rechnerisch 1,5 BetreuerInnen pro Insasse zu reden, denn erstere arbeiten natürlich in Dienstschichten, aber dennoch ist das Verhältnis von Betreuungspersonal und "Patienten" so günstig, dass es bei uns in Deutschland im staatlichen Gesundheitssektor wohl nichts annähernd Vergleichbares gibt. Uns wurde übrigens versichert, dass das Haus von den in Cuba geplanten Umstrukturierungen mit der Freisetzung zahlreicher staatlicher Arbeitskräfte unberührt bleiben werde.
Die Betreuten werden in verschiedene soziokulturelle und sportliche Aktivitäten des Heims eingebunden und einige von ihnen durchlaufen außerdem eine Grundausbildung in Berufen handwerklicher Natur (z.B. dem des Gärtners), um irgendwann in ein zumindest halbwegs normales Leben integrierbar zu sein.

Dies alles und mehr erfuhren wir natürlich aus erster Hand, d. h. von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Einrichtung, von denen uns eine sechsköpfige Abordnung willkommen hieß, darunter auch Dr. Eloy Reyte Valverde, koordinierender Chef sämtlicher Einrichtungen dieser Art in Santiago, ein weltgewandter, leutseliger Mann mit cooler Sonnenbrille.

Die Heimleiterin, Irene Ayra Ramírez, die ganz augenscheinlich zum ersten Mal mit Leuten wie uns zu tun hatte, wirkte dagegen anfänglich noch sehr reserviert. Ihr gequältes Lächeln hellte sich jedoch im Verlauf der folgenden zwei Stunden merklich auf. Vielleicht trug das in die Hand gegebene Versprechen, am nächsten Tag mit einem Duzend Deckenventilatoren wieder auf der Matte zu stehen, nicht unwesentlich dazu bei. Wenn es so gewesen sein sollte, könnte ich sie gut verstehen. 11.000 Euro sind nichts weiter als eine abstrakte Ziffer, mit der sie in ihrer Alltagsarbeit keine Erfahrung hat. Konkrete materielle Hilfe hingegen kann man sehen und anfassen.

Bei der sich anschließenden Begehung fotografierten wir alles Erdenkliche: den Speisesaal, die Küche samt der Köchin in Aktion, die Heimapotheke mit der Apothekerin, das kompakte Hauskraftwerk mit dem Elektriker, die Kleiderkammer mit Näherin, den Schlafsaal, wo einige Deckenventilatorenleichen zu bestaunen waren, die schon lange keine Kühle mehr spendeten. Der Schlafsaal soll übrigens umgebaut werden. Man will einen Mauerdurchbruch zum Foyer machen, also den Schlafsaal vergrößern und dafür den Empfangsbereich verkleinern. Dadurch hofft man, die Etagenbetten überflüssig zu machen, wo es bei Stürzen aus dem Obergeschoss schon öfters zu Verletzungen kam.

Vor allem aber fotografierten wir natürlich die Heiminsassen. Manche von ihnen berührten uns neugierig, andere duckten sich weg. Manche posierten vor der Kamera, andere suchten den Rockzipfel ihrer persönlichen Betreuerin, weil ihnen die Angelegenheit nicht geheuer war. In den wohnlichen Gemeinschaftsraum mit einer kleinen Musikanlage und Listen für kollektive Geburtstage an der Wand traute sich aber jeder. Schließlich gab es zur Feier des Tages Melonenscheiben, Ananasstücke, Guavensaft und kleine Kuchen.

Wie auf einer Party stand oder saß man in Grüppchen, die sich dann wieder auflösten, um sich in anderer Zusammensetzung neu zu bilden. Es wurde viel erzählt und gelacht. So zwanglos, so völlig unverkrampft hatte ich mir das Treffen nicht vorgestellt. Einen kleinen Solo-Auftritt bekamen wir auch noch serviert: Einer der Heiminsassen, ein "nino de la patria", rezitierte etwas, das er mit der Sozialarbeiterin Edelis Torres Salazar gewiss vorher für diesen Anlass einstudiert hatte. Sie saß hinter ihm, um notfalls soufflieren zu können, aber der Junge kriegte das auch ohne ihre Hilfe prima hin und freute sich über unseren Applaus. Die Begegnung zog sich hin, jedoch ohne sich zu "ziehen". Jedenfalls glaube ich nicht, auch nur ein einziges Mal auf die Uhr geblickt zu haben.
Betreute wie BetreuerInnen schienen eine Symbiose einzugehen. Sie wirkten wie Glieder von ein und demselben Organismus. Wir beiden gehörten als Besucher natürlich nicht dazu, aber als Fremdkörper fühlten wir uns auch nicht. Sie alle machten auf uns einen glücklichen oder doch wenigstens zufriedenen Eindruck, soweit man das als Außenstehender beurteilen kann – was letztlich natürlich nicht möglich ist.

Wie verabredet, fuhren wir am nächsten Morgen mit Roberto in die Stadt, um in einem Shop für Haushaltswaren Deckenventilatoren zu kaufen. Wir bekamen 13 Stück. Unser Geld hätte für 14 gereicht, aber mehr als 13 hatte das Geschäft nicht auf Lager. Als wir die alle im Auto verstaut hatten, hatten wir unsere liebe Müh und Not, noch selber darin Platz zu finden. Der zweite Ortstermin im "Gloria Cuadro de la Cruz" ließ dann die Heimleiterin endlich strahlen. Wir gehen davon aus, dass die Apparate zeitnah montiert wurden. Einen Elektriker hat die Einrichtung ja.

Wir machten vor unserer Abreise – mit freundlicher Hilfe des ICAP, das uns einen Fahrer zur Verfügung stellte – noch zwei Ausflüge:
Der erste führte uns zum etwa 60 km nördlich gelegenen "Monumento Nacional del Segundo Frente" – ein Heldenfriedhof, der (trotz ewiger Flamme) gar nicht wie einer aussieht, sondern eher wie ein Park: in dessen Zentrum eine riesige Fläche leuchtend roter Pflanzen, die in der prallen Sonne liegt und daher ständig von einer Sprinkleranlage bewässert werden muss. Die Farbe symbolisiert natürlich Blut. Die Grabstellen sind von ausgeprägter Schlichtheit. Es gibt allerdings zwei Ausnahmen. Antonio Gades, der berühmte spanische Tänzer und Cubafreund ist hier beerdigt. Seinem phantasievoll gestalteten Grabstein direkt gegenüber befindet sich die Grabstätte von Vilma Espín, der vor wenigen Jahren gestorbenen Frau Raúls. Auch Raúl selber wird hier einmal seine letzte Ruhe finden. Das Areal wirkt in seiner Abgeschiedenheit und Strenge beeindruckend, aber auch ein wenig einschüchternd.

Der zweite Ausflug ging zur "Granjita Siboney", der nur etwa 15 km von Santiago entfernten Finca, wo einst Fidel und seine Getreuen den Sturm auf die Moncada-Kaserne vorbereiteten. Wir hatten Glück: Als wir ankamen, hatte gerade eine größere Reisegruppe die Besichtigung beendet und so stand uns die engagierte und sehr sachkundige junge Companera, die dort die Führungen macht, exklusiv zur Verfügung. Wenn man bedenkt, wie viele der Revolutionäre bei der Aktion 1953 grausam zu Tode kamen, ist man überrascht zu sehen, was für ein heller und freundlicher Ort die "Granjita" ist.

Rosa brachte uns spätabends zum Flughafen. Sie wirkte ein wenig übermüdet, denn es stand bereits die Ankunft der nächsten Delegation bevor und die versprach allein von ihrer Anzahl her anstrengender zu werden als wir beiden.
Die sympathische ICAP-Chefin war uns eine beispielhafte Gastgeberin gewesen und unsere Einladung zum Essen an sie und ihren Mann vom Vortag war sehr wenig im Vergleich zu dem, was man dort alles für uns getan hatte.

Als die Maschine in den Nachthimmel Richtung Havanna abhob, dachte ich einmal mehr an unser junges Projekt. Wann sie wohl ihren Fernseher für den Gemeinschaftsraum bekommen werden? Der stand natürlich nicht vorn auf der Prioritätenliste, aber gar so weit hinten stand er auch nicht …

Das Behindertenheim "Gloria Cuadro de la Cruz" ist nach dem ersten Augenschein, den wir nun nehmen konnten sicher eine der positivsten Erfahrungen der letzten Jahre und wir sind froh und erleichtert zu wissen, dass die schon bis zum April gesammelten 11.000 Euro (und die Spendengelder, die dann hoffentlich noch folgen werden) in gute Hände kommen.

Ulrich Fausten
22.07.2011, Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V.


Weitere Informationen zu dem Projekt: "Gloria Cuadro de la Cruz"



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