Filme ebnen das interkulturelle Verständnis

Zu ihren kubanischen Filmtagen 2011 lud vom 18. Mai bis 8. Juni 2011 die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba Regionalgruppe Regensburg zusammen mit den Kinos im Andreasstadel zu diversen Filmprogrammen ein.

Mit im Programm dabei waren 7 Filme plus diverser Kurzfilme von Eduardo del Llano, der zusammen mit dem international bekannten Regisseur Daniel Diaz-Torres ebenfalls anwesend war.

Letzterer hatte seinen aktuellen Film Lisanka mit im Gepäck, ein wunderbarer Film aus 2009. Torres produzierte einen üblichen abendfüllenden Film (93 Min.) in Kuba letztlich unter Low-Budget-Bedingungen.

Entstanden dabei sit ein humorvoller Film der als zeitlichen Hintergrund das Jahr der Raketenkrise (1962) und inhaltlich die Beziehung von Russen und Cubanern beinhaltet. Das kleine Dorf Veredas befindet sich in der Nähe eines sowjetischen Stützpunktes, wo im Cuba des Jahres 1962 auch Raketen lagern. Lisanka ist eine junge Frau der Gegend. Sergio und Aurelio, zwei junge Männer mit konträren politischen Überzeugungen kämpfen um ihre Gunst und gegeneinander. Doch dann kommt eine Truppe sowjetischer Soldaten in den Ort, unter ihnen Volodia, der dritte Rivale, der binnen kürzester Zeit Lisanka den Kopf verdreht und zur Bedrohung für Sergio und Aurelio wird. Das tägliche Leben im Dorf und das von Lisanka werden völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Kurz darauf bricht die "Oktoberkrise" aus und das Dorf steht plötzlich im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit …

Vielversprechend der Film, Lisanka, La Anunciación sowie die Kurzfilme waren Originale ohne Untertitel. Diese verlangen dem Besucher natürlich vieles an Konzentration ab, gerade Lisanka konnte aber relativ gut aus dem filmischen Kontext heraus verstanden werden. Es bleibt aber dennoch zu wünschen, dass auch dieser Film mit deutschen Untertiteln erscheinen möge. Er beinhaltet erstmals ein historisches Kapitel, das Cuba in der Anfangszeit seiner Revolution politisch wie kulturell enorm beeinflusste.

Ein spezieller politischer Abend widmete sich neben den Frauen in der Revolution ("Zucker und Salz") den Miami 5. Leider versagte bei dem Dokumentarfilm über das Verfahren gegen die fünf "Heroes" die DVD "Mission against the Terror". Dadurch musste die stellvertretende Vorsitzende des Netzwerks Cuba, Kristine Karch, zusammen mit Karin Schrott das Thema verbal darstellen. Die Anwesenden nahmen diese etwas unglückliche Situation dennoch gelassen und es entwickelte sich ein interessierter Dialog.

Einen weiteren Höhepunkt bildete der Film Clandestinos von Fernando Perez aus dem Jahr 1987, der erstmals der Stadtguerilla der 1950er Jahre mit einem realistisch erzählten Spielfilm ein Denkmal setzt.

Dieser Film ist wichtig, da damit neben den häufiger genannten Kämpfern in der Sierra Maestra eben auch die unzähligen cubanischen Widerstandskämpfer in den Städten gewürdigt werden.

Den letzten Teil der Cubareihe boten die beiden Dokus: Sueños Cubanos und Suit Habana. Beide Filme zeigen ein realistisches Bild und sind schlichtweg beeindruckende Zeugnisse für ein souveränes Cuba.

Für den Streifen Sueños Cubanos, der aus Anlass des 50. Jahrestages der Cubanischen Revolution in diesem Jahr (2009) entstanden ist, wurden Cubanerinnen und Cubaner von Havanna bis Bayamo im äußersten Osten des Inselstaates interviewt.

"Es ging uns weniger um theoretische Erörterungen und Analysen, sondern um die konkrete Welt der Protagonisten – um ihre praktischen Erfahrungen, um Hoffnungen, Träume, Probleme, Freuden und Leiden", sagte Weymar am Abend der Premiere.

Portraitiert wird unter anderem ein Parkwächter, der an Havannas Uferpromenade Malecón wohnt, ein Schriftsteller, der sich mehr Mut für Neuerungen bei der Regierung wünscht; eine Ärztin, die die Errungenschaften des kubanischen Gesundheitssystems preist und ein Musikstudent, dem der Slogan "Seien wir wie Che" nicht über die Lippen gehen will.

In Suite Habana lässt uns Fernando Pérez teilhaben an 24 Stunden im Leben seiner geliebten Heimatstadt. Er betrachtet ein knappes Dutzend Menschen auf dem Gang durch ihren Alltag, inszeniert sie über eine atemberaubende Montage und lässt sie am Abend die überraschendsten Wandlungen vollziehen. Nach der Arbeit kommt der ganz besonderen Rhythmus, tauchen die Figuren ein ins Nachtleben, wo sie erst richtig aufblühen.

Der Film spricht uns an in reinster Sprache. Pérez komponiert aus Beobachtungen, Klängen, Musik, Gesichtern, Geräuschen, Gesten, Rhythmen seine visuelle Suite und ein Stück Kino, wie man es eher selten sieht. Dabei folgt eine Montage den Tageszeiten, setzt ebenso amüsante wie sinnliche, nachdenklich stimmende wie beschauliche Akzente.

Die Besucherzahlen schwankten etwas. Wichtig bleiben auch die Wetterverhältnisse. Bei schönem Wetter und frühen Anfangszeiten der Filme sind die Besucherzahlen dementsprechend eher mager. Für Gruppen in kleinen Städten, die keinen örtlichen Veranstalter im Hintergrund haben, scheinen Herbst- und Wintervorstellungen und Filmreihen ratsamer, um ein Minus zu vermeiden. Aber unterm Strich bleiben uns jedenfalls bis dato immer schöne Erinnerungen an aufschlussreiche und tolle Filmabende des Filmlandes Cuba.

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CUBA LIBRE 3-2011