editorial

Gegen Ende des Sommers haben die Temperaturen doch noch mal kurz kubanische Ausmaße angenommen. Leider das einzig kubanische in unseren Breiten. Ansonsten leiden die Menschen in Europa weniger unter der Hitze als unter den Rettungsschirmen für Banken, Zerstörung des Gesundheitswesens wie in Griechenland etwa und einem rapiden Demokratieabbau, der die oktroyierte Sparpolitik begleitet. Und der Hunger ist nach Europa zurückgekehrt, 2 Millionen Spanier sind inzwischen auf eine Armenspeisung angewiesen.

So sieht das Leben vermeintlicher Sieger der Geschichte aus. Und was tut sich auf der kleinen roten Insel, die 1953 mit dem – damals noch erfolglosen – Sturm auf die Moncada-Kaserne, eines der militärischen Herzstücke der Batistadiktatur, kundtat, nicht mehr Hinterhof der USA sein zu wollen ? Natürlich geht auch die globale Krise nicht an Kuba vorbei – schon weil wichtige Handelspartner Kubas von ihr betroff en sind und erhöhte Weltmarktpreise, insbesondere für Lebensmittel, auch auf Kuba durchschlagen. Und wie reagiert Kuba ? Werden nun die Lebensmittel gekürzt, die Leistungen im Bildungs- und Gesundheitswesen eingeschränkt, die Demokratie zurückgefahren? Nichts von alledem passiert ! Die lineamientos – nach einer beispielhaft breiten Diskussion mit der Bevölkerung verabschiedet – werden umgesetzt unter Beteiligung der Betroff enen. Ziel ist die Steigerung der Produktivität, um die Errungenschaften der kubanischen Revolution zu erhalten bzw. auszubauen. Diese Aktualisierung des Sozialismus ist gewiss kein einfacher Weg, der auch noch manche Klippe und manche Widersprüche bereithalten wird.

Doch man hat sich auf den Weg gemacht und sucht Problemlösungen – und zwar nicht gegen die Mehrheit der Menschen wie in Europa, sondern gemeinsam mit und im Interesse der Bevölkerung.

Je drückender die Lebensverhältnisse in Europa, den USA und anderen kapitalistischen Zentren werden, desto stärker müssen die Herrschenden jegliche Alternative verneinen bzw. delegitimieren. Und da helfen wie eh und je gerne die bürgerlichen Medien – und das weltweit. Gerade passend zum Sommerloch geschah in Kuba ein simpler Autounfall: Zusammenprall eines Autos mit einem Baum aufgrund überhöhter Geschwindigkeit mit 2 Toten. Ein tragisches Geschehnis , wie es tausendmal am Tag auf der Welt vorkommt. Nun war der eine Verunfallte allerdings ein sogenannter kubanischer Dissident und der Unfallfahrer ein bekannter spanischer rechtskonservativer Jungpolitiker, Ángel Carromero Barios. Das sorgte dann für heftiges Rauschen im Blätterwald. Ohne irgendeine Untersuchung abzuwarten wurde Kuba eines Anschlages bezichtigt. Da half es auch nichts, dass der zweite europäische Insasse, Jens Aron Modig, ein schwedischer Rechtskonservativer, von einem Unfall sprach und jegliche Fremdeinwirkung bestritt. Um Kuba etwas ans Zeug zu flicken, schrecken sie nicht mal davor zurück, den Unfalltod ihrer eigenen Handlanger zu instrumentalisieren.
Das Mediengegeifere wird mit Beginn des Prozesses gegen Carromeros seine Fortsetzung finden.

Um so wichtiger wird es sein, dass die Kuba-Solidarität weiter über Kuba aufklärt, dem Schweigen und der Desinformation etwas entgegensetzt.

Logo CUBA LIBRE Marion Leonhardt

CUBA LIBRE 4-2012