editorial

Der Fortschritt – zumindest in Lateinamerika – gehorcht seinem Namen und schreitet voran, konsolidiert sich. Und dies trotz aller Ambivalenz und Unterschiedlichkeit der Prozesse.

Kuba hält weiter Kurs bei der Aktualisierung des Sozialismus, seine Wirtschaftsbeziehungen zur Russischen Föderation haben sich durch weitere Verträge gefestigt, Ecuadors Präsident Correa ist mit einem sehr guten Ergebnis wiedergewählt worden, bei dem europäisch-lateinamerikanischen Gipfeltreffen in Santiago de Chile im Januar gab es frischen Gegenwind für Merkel und neues Selbstbewusstsein gegenüber dem kränkelnden Europa. Ehemalige Kolonialherren, von der Krise gebeutelt, nun auf der Suche nach neuen Absatzmärkten und Wirtschaftspartnern.

Dies alles ruft natürlich die geballte Reaktion im In- und Ausland auf den Plan.

Dieser stehen wie immer die Mainstream-Medien hilfreich zur Seite. Unter Missachtung grundlegender journalistischer Standards spielt auch die sogenannte Qualitätspresse mit. So bringt etwa die spanische »El Pais« während Hugo Chávez in Havanna im Krankenhaus liegt und die Opposition in Venezuela versucht, daraus politisches Kapital zu schlagen und das Land zu destabilisieren, ein Foto auf der Titelseite, welches den künstlich beatmeten Präsidenten zeigen soll. Unbeachtet bleibt der vorher ergangene Hinweis, dass dies eine fremde Person sei – von einem Video fotografiert, welches schon längere Zeit im Internet eingestellt sei. Aber auch deutsche Leitmedien, oder solche , die sich dafür halten, beteiligten sich an Spekulationen um den Gesundheitszustand von Chávez und dem Fortgang seiner Präsidentschaft mit dem Ziel der Destabilisierung der politischen Lage.

Und auch Fidel Castro musste unlängst mal wieder Meldungen über seinen Tod bzw. sein baldiges Ableben dementieren und beschämte die entsprechenden journalistischen Schmierfinken durch aktuelle Fotos, die ihn bei bester Laune zeigen.

Wenn in Europa die Demokratie rasant abgebaut wird, darf man natürlich nicht ehrlich über das kubanische Wahlsystem berichten, in dem auf unzähligen Wahlversammlungen die Kandidaten Rede und Antwort stehen müssen.

Anders als hierzulande in Medien – unter anderem bei Spiegel online – berichtet, gehörten bei den letzten Wahlen viele Kandidaten weder der Kommunistischen Partei Kubas (PCC) noch irgendeiner anderen Organisation an. In jedem Wahlbezirk konnten zwischen zwei und acht Bewerber antreten. Nirgendwo hat es nur einen Kandidaten gegeben.

Was zählt bei den Medien die Wahrheit, wenn es doch einen Auftrag zu erfüllen gilt. Angesichts millionenschwerer Medienkonzerne ist es natürlich schwer, Gegenöffentlichkeit herzustellen. Doch man muss es angehen: Mit Veranstaltungen, mit Zeitschriften wie dieser, mit Internetbeiträgen und dem Angebot, über Brigaden Kuba selbst zu erleben.

Logo CUBA LIBRE Marion Leonhardt

CUBA LIBRE 2-2013