Veränderungen (nicht nur) in La Habana

Es gibt glücklicherweise Dinge, die sich nicht ändern. Aber darauf komme ich später zurück.

Die beobachtbaren Veränderungen in La Habana sind relativ – weil sich in Kuba, und somit auch in La Habana, ständig Dinge verändern und entwickeln.

Meine Beobachtungen bzw. die Dinge, die mir aufgefallen sind, sind daher Momentaufnahme während meines Aufenthaltes Ende Juli/Anfang August.

Es scheint so, dass es wieder einen Hype gibt, sich mit US-amerikanischen Symbolen zu schmücken. Sei es auf Ballerinas, als Handtaschen oder die US-Flagge als Beiwerk an mobilen Verkaufsständen oder an »Bici-Taxis«.

Es ist sicherlich nur eine Vermutung, aber die Motivation, so seine »Sympathie« mit den USA zum Ausdruck zu bringen, hat sicherlich viel mit Illusionen zu tun. Illusionen darüber, was denn der Prozess der »Normalisierung« der Beziehungen zwischen den USA und Kuba bringen wird. Dies gilt insbesondere für einen Teil der jungen Menschen in Kuba, die Verwandte in den USA haben.

Mein Eindruck ist, dass diese Verwandten, wenn sie dann einen Besuch in Kuba machen, das Leben in den USA als nahezu paradiesisch darstellen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden diese Verwandten nicht darüber sprechen, wie viele Menschen in den USA ohne medizinische Versorgung sind, oder wie viel Geld ein Universitätsabschluss in den USA kostet.

Ein Smartphone scheint insbesondere bei Jugendlichen sehr angesagt zu sein. An allen Ecken stehen oder sitzen Jugendliche und tippen auf ihren mobilen Telefonen. Auch dies ist zunächst eine positive Entwicklung, aber es bleibt auch wahr, dass von Seiten der US-amerikanischen Regierung bereits Versuche unternommen wurden, hier »einen Fuß in die Tür zu bekommen«. Hier sei nur an den Versuch erinnert, in Kuba ein illegales »soziales Netzwerk« (Zunzuneo) zu installieren.

Das Angebot auf den Bauernmärkten hat sich augenscheinlich verbessert, allerdings nach wie vor zu ziemlich hohen Preisen.

Ich habe es als sehr angenehm empfunden, dass Tourist/innen nicht mehr so sehr als »Dollar auf zwei Beinen« betrachtet werden, da einem wesentlich weniger Waren und Dienstleistungen wie »Taxi, Taxi«, Rum, Puros oder ähnliches aufgedrängt wurden.

Moneda Nacional

Foto: Peter Knappe


Zu Fuß in den Straßen von La Habana habe ich jede Menge kleine Verkaufsstellen mit Dingen des täglichen Bedarfs (Haushaltsartikel, Kleidung usw.) oder kleine Cafeterias/Pizzerias, Werkstätten oder Angebote für private Dienstleistungen entdeckt. (Calle M. Goméz)

Wer sich außerhalb der Tourismusbereiche bewegt, kann allerdings auch feststellen, dass die Bausubstanz vieler Häuser nach wie vor sehr angegriffen ist, obwohl sich hier einiges im positiven Sinne getan hat.


In den Straßen in der Nähe des Capitolios, welches zurzeit wegen Baumaßnahmen geschlossen ist, sind teilweise in vormals leerstehenden Bereichen im Erdgeschoss nun kleine »Markthallen« für Verkäufer auf eigene Rechnung (Área de Trabajadores por Cuenta Propia) eingerichtet worden.

Nach wie vor zirkulieren zwei Währungen. Zum einen Moneda Nacional (MN) oder auch Peso cubano (CUP) und der Peso konvertible (peso cubano convertible = CUC). In immer mehr Geschäften werden die Preise in Moneda Nacional (MN oder CUP) und in Peso konvertible (CUC) ausgewiesen. Dies ist ein Teil der Vorbereitungen auf die »Vereinheitlichung« der Währung.

Auffällig ist ebenfalls, dass es nach etlichen Jahren nun wieder möglich ist, Straßen in La Habana neu zu asphaltieren. Dies gilt nicht nur für die Hafenrandstraße, den Malecon und andere Hauptstraßen, sondern erreicht, wenn auch im noch bescheidenen Ausmaß, ebenfalls einige Nebenstraßen.

Was sich nach meiner Wahrnehmung nicht grundlegend geändert hat, ist, dass in den meisten Fällen, das Verhältnis der Nachbarn untereinander sehr sozial ist und eine große Hilfsbereitschaft besteht. Und was sich auch nicht verändert hat, ist die Diskussionsfreudigkeit der Menschen. Und das ist gut so!


CUBA LIBRE Peter Knappe

CUBA LIBRE 4-2015