¡Che vive!

Schweizer Kampagne würdigt Ernesto Che Guevara

Am 8. Oktober 2017 jährte sich der letzte Tag im Leben des argentinischen Befreiungskämpfers und Revolutionärs Ernesto Che Guevara zum 50. Mal. Die Vereinigung Schweiz-Cuba, ALBA Suiza und lokale Organisationen würdigten Ches Werk mit einer Ausstellung unveröffentlichter Fotos aus dem Archiv der kubanischen Tageszeitung "Granma" und einer Vortragsreihe von Dr. Aleida Guevara March, Kinderärztin und Tochter des Che.

Aleida Guevara March zu Besuch in der Schweiz

Dr. Aleida Guevara March zu Besuch in der Schweiz
Foto: Jonas Ruppen



Als junger Medizinstudent aus bürgerlichem Haus wurde Ernesto Guevara auf einer Reise durch Lateinamerika mit den sozialen Ungerechtigkeiten seines Kontinents konfrontiert und beschloss, sein Leben fortan in den Dienst des Kampfes für die Befreiung der Völker zu stellen. In Mexiko traf er Fidel und Raúl Castro und andere Gleichgesinnte. Zusammen nahmen sie in Kuba den erfolgreichen Kampf gegen die grausame Batista-Diktatur auf. Nach dem Triumph der kubanischen Revolution im Jahr 1959 war Che massgeblich am Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung beteiligt. 1965 verließ er Kuba, um zuerst in Afrika und dann in Bolivien den Kampf für soziale Gerechtigkeit über Kuba hinaus weiterzuführen. In Bolivien wurde er von der dortigen Armee gefangengenommen und auf Geheiß der CIA am 9. Oktober 1967 ermordet.



Sozialismus in Kuba aufbauen

Die in neun Schweizer Städten gezeigte Fotoausstellung deckt die Zeit von 1959 bis 1964 ab, als Che Chef der kubanischen Zentralbank und Industrieminister war. Ab 1959 begann in Kuba der Kampf um die militärische, politische und wirtschaftliche Konsolidierung der Revolution. Che war maßgeblich am Umbau der kapitalistischen, von US-Interessen beherrschten und einer kleinen kubanischen und US-Elite dienenden Wirtschaft hin zu einer sozialistischen Wirtschaft, die dem kubanischen Volk dienen würde, beteiligt. Mit der Agrarreform von 1959 wurde das Land an die Landbevölkerung verteilt. Staatliche Güterproduktion und Planwirtschaft wurden eingeführt, Wirtschaftssabotage durch Privatunternehmer so verhindert. US-Investoren und Fachkräfte verließen die Insel, die US-Regierung erließ die bis heute andauernde Finanz-, Handels- und Wirtschaftsblockade gegen Kuba. Bis zum Zusammenbruch des Ostblocks Anfang der 1990er Jahre war der 1949 von der Sowjetunion gegründete Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) Kubas wichtigster Handelspartner. Um neben der Armut in Kuba auch die Entfremdung der Menschen zu bekämpfen, förderte Che Freiwilligenarbeit, nichtmonetäre Anreize und Bildung. Dabei ging er immer als gutes Beispiel voran. Die in der Ausstellung gezeigten Bilder sind Zeugnisse dieses Aufbaus.

Einheit als Notwendigkeit

Dr. Aleida Guevara March füllte auf ihrer zehntägigen Rundreise durch sieben Schweizer Städte Hörsäle, Kinos und Kirchen. Auf der ersten Etappe wurde die Kinderärztin an der Universität Lausanne von einem rund 500 Personen starken, größtenteils aus Medizinstudierenden bestehenden Publikum, mit einer Standing Ovation empfangen. Während der Veranstaltung zum UNO-Weltfriedenstag in Basels Offener Elisabethenkirche sang sich Aleida mit "Plegaria a un labrador" des von der chilenischen Militärjunta am 16. September 1973 ermordeten Sängers Victor Jara in die Herzen des Publikums. Aleida vermittelte dem Publikum die Humanität der Kubanischen Revolution und ihrer Menschen. Sie betonte aber auch die nach wie vor enorme Bedeutung des politischen und wirtschaftlichen Kampfes ihres Landes – namentlich gegen die US-Blockade, deren extraterritoriale Anwendung unter Präsident Obama weiter verschärft wurde – und der aller unterdrückten Völker dieser Erde. So sprach sie die ihr angesichts der imperialistischen Kriege und des Kahlschlages in den sozialen Errungenschaften der westlichen kapitalistischen Länder unverständliche Passivität und fehlende Einheit der Menschen in den USA und Europa an. Im Interview mit der Zeitschrift der Schweizerischen Friedensbewegung "Unsere Welt" betonte sie, ihr Vater habe ohne Unterlass vor dem Imperialismus der Yankees gewarnt. Er habe aber auch darauf hingewiesen, dass dieser nur durch die Einheit der Menschen besiegt werden könne: "Und wenn wir alle es fertigbrächten, uns zu einen, damit unsere Schläge kräftiger und sicherer würden, damit die Hilfe jeglicher Art für die kämpfenden Völker wirkungsvoller würde, wie groß wäre dann die Zukunft und wie greifbar!"

Kampf für Gerechtigkeit nötiger denn je

¡Che vive! zog viele junge Menschen an. Mit der Kampagne wollte die Vereinigung Schweiz-Cuba über die Bedeutung der Person Che Guevaras hinaus eine politische Botschaft an die Menschen der Gegenwart senden. 50 Jahre nach der Ermordung des Guerrillero Heróico ist der Kampf für eine gerechte Welt nötiger denn je. In diesem Kampf ist auch die Solidaritätsbewegung gefordert. Nehmen wir uns die von Aleida zitierten Worte Ernesto Che Guevaras zu Herzen und machen den größten Akt der Solidarität mit Kuba möglich: Beginnen wir, die gesellschaftlichen Verhältnisse hier in Europa und in den USA zu ändern.

CUBA LIBRE Natalie Benelli

CUBA LIBRE 1-2018