"Es gibt mache Niederlagen, aber wir werden auch wieder siegen."

Nachdem Enrique Ubieta Gómez, Chefredakteur der Zeitschrift "La calle del medio" und Leiter des theoretischen Organs „Cuba Socialista“ des ZK der Kommunistischen Partei Kubas, kenntnisreich auf der von der jungen Welt durchgeführten Rosa-Luxemburg-Konferenz die internationale Solidarität des revolutionären Kubas mit Afrika dargelegt hatte, gab es am 16.1.2018 im Rosa-Luxemburg-Saal im Karl-Liebknecht-Haus in Berlin eine Veranstaltung des Netzwerks Cuba mit ihm. Diesmal ging es um die Souveränität Kubas, das Verhältnis USA-Kuba/Lateinamerika sowie die Auswirkungen der US-Blockade gegen Kuba.

Enrique Ubieta Gómez

Enrique Ubieta
Quelle: www.ecured.cu


Kuba habe seine Souveränität bisher verteidigen können, so Ubieta. Historisch gesehen sei die kubanische Nation zeitgleich mit dem Imperialismus entstanden – nur durch 90 Meilen Meer getrennt. "Antiamerikanismus" sei eine erfundene Vokabel, um den Antiimperialismus zum Verschwinden zu bringen. Kuba suche freundschaftliche Beziehungen zum US-amerikanischen Volk – man sei auch zudem im Guten wie im Schlechten von der US-amerikanischen Kultur beeinflußt. Bemerkenswert sei aber, dass erst zwei US-Präsidenten ihren Nachbarn Kuba besucht hätten. Die Bigotterie des kürzlich erfolgten Abzugs des größtenteils des diplomatischen Personals aus seiner Botschaft in Havanna wegen angeblicher Schallattacken, zeigte auch die Tatsache, dass es zum selben Zeitpunkt 200 Visaanträge von US-Botschaftsangehörigen gab, ihre Angehörigen nach Kuba kommen zu lassen. Würde man seine eigene Familie in Gefahr bringen, wenn an den Schallattacken was dran wäre?, fragte sich nicht nur Enrique Ubieta.


Der Konflikt zwischen beiden Ländern habe ökonomische und geopolitische Ursachen. Kuba habe immer wachsam sein müssen, Angriffe auf seine Souveränität abzuwehren. Es gab und gibt Staatsstreiche in Lateinamerika, die oft von Kräften außerhalb des jeweiligen Landes unterstützt oder gar initiiert werden. Aber man solle das lateinamerikanische Bewußtsein nicht unterschätzen und Kuba habe eine besondere Position: Es sei ein geschätzter Vermittler (z. B. Zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC). An Kuba komme man nicht vorbei. Wenn man Beziehungen in Lateinamerika aufbauen wolle, brauche man Kuba. Angesichts des derzeitigen Rollbacks in Lateinamerika betonte Ubieta: "Es gibt mache Niederlagen, aber wir werden auch wieder siegen."

Blockade verschärft

Obama hat erkannt, das die alte Art und Weise, Kuba zu stürzen, nicht gewirkt hatte. Trump kehrt jetzt zu diesen alten Strategien zurück und hat die US Handels-, Wirtschafts- und Finanzblockade gegen Kuba verstärkt. Diese Blockade trifft aber nicht nur die Menschen in Kuba selbst, auch die Menschen in anderen Kontinenten sind davon betroffen. Enrique Ubieta berichtete über einen besonders verwerflichen Fall. wie die US-Blockade Hilfsmaßnahmen kubanische Ärzte gegen Ebola behinderte.

Kubanische Ärzte waren die ersten und das größte Kontingent, die in der Sierra Leone gegen Ebola gekämpft haben. Aber auch dort hatte die US-Blockade Auswirkungen gegen diesen zutiefst humanitären Akt. Wegen der Blockade verweigerten die Banken in Sierra Leone den kubanischen Ärzten die Auszahlung ihres Lohnes, den sie für die Bezahlung ihrer Hotelunterkunft, ihres Essens usw. brauchten. Anstatt nun abzureisen, legten die kubanischen Ärzte ihr Geld, was sie hatten zusammen, und blieben im Lande, um Leben zu retten – auch wenn ihnen die US-Blockade dies mehr als erschwerte. Und dies alles, während die US-Diplomaten dort zur Verwunderung der Kubaner gerne von „unseren kubanischen Freunden“ sprachen. Gute Beziehungen gab allerdings zwischen den US-Spezialisten und den kubanischen Ärzten. Priorität müsse der Kampf gegen die Blockade haben., war die klare Antwort des kubanischen Gastes auf eine Frage nach den Aufgaben der Kuba-Solidarität. Wie Kuba ohne Blockade dastehen würde, machte eine Zahl besonders deutlich: Acht Milliarden waren 2017 waren die Einbußen für Kuba durch die US-Blockade – doppelt so hoch wie der Bedarf an ausländischen Investitionen (vier Mrd.).Ein Ende der Blockade würde natürlich auch ideologische Herausforderungen stellen, aber die bevorzuge er, so Ubieta. Ähnlich eindeutig war seine Antwort auf die Publikumsfrage, ob die US-Blockade nicht auch ein Schutz vor dem Kapitalismus sei: In einem gewissen Sinne ja (weniger US-Touristen), aber sie ersticke die kubanische Wirtschaft.


CUBA LIBRE Marion Leonhardt

CUBA LIBRE 2-2018