"Die Geschichte wird mich freisprechen."

Am 26. März trug Rolf Becker in der jW-Ladengalerie in Berlin die wohl berühmteste Rede Fidel Castros vor: "Die Geschichte wird mich freisprechen!"

Zu Beginn gab es eine sachkundige Einführung durch Volker Hermsdorf, Autor der jW und mehrerer Bücher über Kuba.

Mit dieser Rede hatte der spätere Comandante en Jefe am 16. Oktober 1953 sein Verteidigungsplädoyer vor dem Militärgericht in Santiago de Cuba beendet. Angeklagt war er wegen des Sturms auf die Moncada-Kaserne.

In der Rede werden die sechs grundlegenden Probleme aufgezeigt, die Kuba laut Fidel Castro zu dieser Zeit präsentierte:

- Landproblem: 85 Prozent der Kleinbauern bezahlten Miete und sind mit Räumung bedroht.

- Problem der Industrialisierung: Die städtische Bevölkerung erreichte zweieinhalb Millionen Menschen, die für die von ihnen bewohnten Häuser hohe Mieten zahlen mussten.

- Arbeitslosigkeitsprobleme: mehr als eine Million Arbeitslose,

- Wohnungsprobleme: Familien lebten in überfüllten Wohnungen,

- Bildungsprobleme: Ein großer Teil der Bevölkerung waren Analphabeten.

- Gesundheitsprobleme: 90 Prozent der Landkinder wurden von Parasiten befallen.

Rolf Becker in der Ladengalerie der jungen Welt

Rolf Becker in der Ladengalerie der jungen Welt
Foto: Marion Leonhardt

Angesichts dieser Probleme wurden fünf Lösungen vorgeschlagen, die die ursprüngliche Struktur der kubanischen Revolution, angeführt von Fidel Castro, bildeten:

- mit einer neuen Verfassung die Souveränität dem Volk zurückgeben,

- den Pächtern das Eigentum an dem Grundstück gewähren,

- den Arbeitnehmern 30 Prozent der Gewinne großer Unternehmen anbieten,

- Gewährung von 55 Prozent der Zuckerrohrerträge an die Siedler,

- Beschlagnahme des Gouverneursvermögens für Pensionskassen, Krankenhäuser und Armenhäuser

Die Richter verurteilten Fidel, konnten aber nicht verhindern, dass das politische Programm, das er in seiner Rede entwickelte, seit nunmehr 60 Jahren auf der sozialistischen Insel umgesetzt wird.

Und aus dieser Rede hat Rolf Becker eine Stunde lang rezitiert. Ein unglaubliches Erlebnis, das das Publikum in seinen Bann zog. Dass die Anwesenden sich aber nicht nur an dem hervorragenden Vortrag Beckers erfreut, sondern sich auch mit dem Text auseinandergesetzt hatten, zeigte die anschließende lebhafte Diskussion.

(siehe auch Interview mit Rolf Becker in dieser Ausgabe)

CUBA LIBRE Marion Leonhardt

CUBA LIBRE 3-2019