Es gilt nur noch der Peso

Mehr als nur eine Währungs- und Wechselkursvereinigung.

Peso-Umtausch

Ein Land – zwei Währungen.
Damit ist jetzt Schluss.

Ab dem 1. Januar 2020 gibt es nur noch den Peso mit einem Umtauschkurs von 1 US-Dollar zu 24 Pesos.
Foto: Dunia Álvarez Palacios


Bereits im Jahr 2014 schien eine Währungs- und Wechselkursvereinigung greifbar nahe zu sein. Man hatte lange auf bessere Bedingungen gewartet, denn man wollte diese Vereinigung soweit wie möglich unter dem Gesichtspunkt des makroökonomischen Gleichgewichts durchführen. Dann kam es aber 2015 zu einer Verschlechterung des Leistungsbilanzsaldos und dieses Thema wurde nicht mehr weiter vertieft.

Jetzt deutet alles darauf hin, dass die Ankündigung der Währungs- und Wechselkursvereinigung jeden Tag erfolgen kann. Es ist immer offensichtlicher geworden, dass die Umsetzung der Leitlinien ohne diese Vereinigung nicht erfolgreich sein kann, genau so wenig wie die immer angemahnte Steigerung der Exporte und der Ersatz der Importe. Aber dieses Mal geht das Konzept weit über eine bloße Vereinigung hinaus. Der Prozess hat den Namen "Tarea Ordenamiento" ("Aufgabe Ordnung" – vielleicht eher Neuordnung“) bekommen und beinhaltet neben der Vereinigung von Währung und Wechselkurs eine Abwertung, eine Preisreform, eine Reform der Subventionen und eine Reform der Löhne und Renten.

Was es mit diesem Paket auf sich hat, erklärte der Leiter des Ausschusses zur Umsetzung der Leitlinien, Marino Murillo, in der Sendung "Mesa Redonda". Die Zusammenfassung eines in Cubadebate erschienenen Artikels vermittelt einen Eindruck von dem einschneidenden Prozess, der Kuba bevorsteht.

Warum die monetäre Neuordnung?

Es gibt Leute, die glauben, dass an dem Tag, an dem wir das Problem der Dualität der Währung und des Wechselkurses gelöst haben, automatisch alle Probleme der Wirtschaft gelöst wären. Aber automatisch löst sich gar nichts, denn wir wissen alle, dass die kubanische Wirtschaft strukturelle Probleme hat, an denen immer weiter gearbeitet werden muss.

Auch muss man sich über eines im Klaren sein: Wenn man einmal den Beschluss gefasst und mit seiner Umsetzung begonnen hat, führt kein Weg mehr zurück. Man muss vorangehen, Abweichungen korrigieren. Wirtschaftlich gesehen ist es nicht mehr möglich, den Prozess rückgängig zu machen.

Das zwingt uns dazu, mit großer Vorsicht und Genauigkeit zu arbeiten. Für diesen Prozess wurden 14 Arbeitsuntergruppen geschaffen, an denen über 200 Compañeros und Compañeras aus verschiedenen staatlichen und akademischen Bereichen teilnehmen.

Wie alle wirtschaftlichen und sozialen Prozesse einer solchen Größenordnung ist auch dieser nicht frei von Risiken.

Warum also diese Währungsneuordnung?

Wir befinden uns heute in einem monetären Umfeld, in dem ein natürliches Funktionieren der Wirtschaft sehr erschwert wird, sowohl was die Währung betrifft als auch wegen der strukturellen Deformierungen. Das zwingt uns zu einer sehr verwalteten Wirtschaftsführung.

Dabei gilt es, Phänomene wie Deformierung bei der Preisgestaltung zu berücksichtigen. Wir haben ein Preissystem, das vom Markt aus den Produzenten keine klaren Signale sendet. Das bedeutet nicht, dass Kuba eine Marktwirtschaft anstrebt, aber der Markt existiert unabhängig davon, ob wir das wollen oder nicht und diese Signale des Marktes müssen die Produzenten erreichen: Wenn ich etwas produziere, muss ich wissen, wer bereit ist, besagte Produkte zu kaufen.

Die Preise sind eine synthetische Kategorie der Wirtschaft und bei der Preisbildung sowohl im Großhandel als auch im Einzelhandel haben wir große Deformierungen. In der Vergangenheit haben wir eine Methode der Preisfestsetzung angewandt, die eine Gewinnspanne auf die Kosten oder die Gesamtausgaben darstellt. Das bringt zwangsläufig Deformierungen mit sich. Da keine Korrelation mit dem Weltmarkt besteht, ist ein Vergleich, ob eine Produktion in Kuba genauso effizient ist wie die importierte, sehr schwierig.

Was die Löhne angeht, besteht ein lange angehäuftes Defizit, denn man muss beim Lohn von dem Prinzip ausgehen, dass er die Bedürfnisse des Arbeiters und seiner Familie deckt. Bei dem Versuch, dieses Problem zu lösen, hat man, da es lange Zeit keine Lohnreform gegeben hatte, zu einer Reihe von Maßnahmen gegriffen, die aber nur einzelne Sektoren betrafen und nicht allgemein waren, wenngleich sie zu ihrer Zeit bestimmte Probleme lösten.

In der kubanischen Wirtschaft gibt es beispielsweise fast 900.000 Personen, die einen Stimulus zwischen 12 und 18 CUC pro Arbeiter erhalten. Manche bekommen sogar 40 und andere weniger. Aber da der Wechselkurs 1:1 ist, bezahlt das Unternehmen dem Arbeiter beispielsweise 10 CUC. Der wechselt die 10 CUC bei einem Wechselkurs von 24:1 um und erhält 240 kubanische Pesos. Der Arbeiter erhält also 240 Pesos, aber die Kosten für das Unternehmen werden nur mit 10 verbucht. Und das betrifft nicht nur drei oder vier Arbeiter sondern 900.000. Und die fragen sich heute, was mit ihren Einkünften in CUC wird, die mit 24 multipliziert wurden, wenn es zur Währungs- und Wechselkurseinheit und zur Lohnreform kommt.

Auch im Unternehmenssystem gibt es nicht wenige Mängel. Durch jahrelange Probleme des Managements und administrative Beschränkungen hat sich ein hohes Maß an Ineffizienz angesammelt. Hinzu kommen Probleme bei der Ankurbelung des Exports und dem makroökonomischen Ungleichgewicht.

Das führte dazu, dass man in den letzten Jahren, weil ein Transfer des Staatshaushalts an das Unternehmenssystem durchgeführt werden musste, gezwungen war, einem erhöhten Haushaltsdefizit zuzustimmen, was zu einem großen Teil durch die Währungsdualität hervorgerufen wurde.

Wenn beispielsweise ein Exportunternehmen eine Tonne ihres Produkts für 500 Dollar verkauft, aber dafür nur Pesos erhält, beträgt der Preis, wenn die Kosten für Importe und nationale Produkte und die Löhne hinzukommen, für dieses Unternehmen 1000 Pesos. Da der Wechselkurs 1:1 ist, erhält das Unternehmen für die exportierte Tonne 500 Pesos und weist so ein Defizit von 500 Pesos auf. Weil dieses Defizit nicht auf schlechtes Management des Unternehmens zurückzuführen ist, wird es durch den Staatshaushalt gedeckt.

Das ist, was wir meinen, wenn wir sagen, dass ein hoher Transfer des Staatshaushalts zum Unternehmenssystem stattfindet. Aber der Staatshaushalt müsste eigentlich vom Unternehmenssektor über Steuern, Nutzung der Arbeitskraft und Investitionsrendite etwas bekommen.

Investitionen in Kuba

Die monetäre Neuordnung soll ausländische Investitionen in Kuba begünstigen
Foto: José Manuel Correa


Um sagen zu können, dass ein kubanisches Produkt auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig ist, greift man auf die Lösung Kosten-Unternehmen (in der man die Ausgaben des Unternehmens nimmt) und Kosten-Land (dem gegenüberstellt, was das Unternehmen in Landeswährung zahlt) zurück und macht daraus eine Berechnung in Dollar, drückt dies in Dollar aus und vergleicht mit der Welt. Das ist wirklich äußerst komplex.

Und dieser schwierige Prozess stellt eine große Last für die Buchführung des unternehmerischen Systems und dem der Institutionen dar. Der Kostenvoranschlag muss nämlich dem Finanzministerium vorgelegt werden – dort werden die Ausgaben überprüft und dann genehmigt oder auch nicht. Das ist kein natürlicher Prozess, bei dem ich etwas exportiere und dann die Einkünfte erhalte, die mir zustehen.


Auch wenn man schrittweise Lösungen für das Problem gesucht hat, beruhten diese immer auf administrativen Wegen und waren sehr kompliziert.

Alle Maßnahmen, die vor oder während der schweren Jahre der Sonderperiode ergriffen wurden, hatten zu ihrer Zeit eine positive Wirkung.

Es geht jetzt nicht darum, alles zu kritisieren, was gemacht wurde. Fakt ist aber, dass viele der Maßnahmen nur partiell waren und es keine Möglichkeit gibt, mit den Transformationen, die die Wirtschaft verlangt, voranzukommen, ohne alles zu ordnen, und deswegen sprechen wir von einer monetären Neuordnung.

Wir müssen versuchen, ein makroökonomisches Gleichgewicht zu erlangen, das Haushaltsdefizit zu reduzieren, das Unternehmenssystem effizienter zu machen, aber all das ist unter den bestehenden Bedingungen sehr schwierig. Diese Schwierigkeiten sind auch der Grund dafür, dass eine Reihe von Entscheidungen so lange Zeit benötigen.

Es ist aber nicht einfach damit getan, eine Währung abzuwerten und eine andere abzuschaffen. Es gibt eine Reihe von Faktoren die miteinander verwoben sind.

Wir wissen, dass die Bevölkerung sagt, dass das sehr lange gedauert hat. Wir sind jetzt fast zehn Jahre mit diesem gesamten Prozess befasst.

Er hat Auswirkungen auf alle Bereiche. Bei der Vorbereitung der Konzeption haben Spezialisten, Beamte, Akademiker, die Führung von Institutionen mitgewirkt. Es waren nicht immer alle einer Meinung, es gibt unterschiedliche Wege, dieses Problem in einer Ökonomie anzugehen, aber nach und nach sind wir zu einem Konsens gelangt.

Warum die Währungs- und Wechselkursvereinigung gerade jetzt?

Im Umfeld der weltweiten Krise, die wir wegen der Folgen von COVID-19 und der Entschleunigung der Ökonomien erleben, sind wir aus praktischen Gründen der Meinung, dass wir nicht länger warten können. Was passiert, wenn die Lage sich verschlimmert? Die Blockade ist so verschärft wie nie zu vor und alle, die zu diesem Thema arbeiten, sagen, dass es nicht möglich sei, ohne eine monetäre Neuordnung in tiefergehenden Bereichen des Wirtschaftsmodells voranzukommen.

In diesem Zusammenhang habe ich über die Entwicklung der nichtlandwirtschaftlichen Genossenschaften gesprochen. Auch wenn in Kuba das Genossenschaftswesen kein fremdes Phänomen ist, so war es doch hauptsächlich im Bereich der Landwirtschaft zu finden. Man hat dann sehr verzögert mit dem Experiment der nichtlandwirtschaftlichen Genossenschaften begonnen und es kam zu vielfältigen Deformierungen, die bereits analysiert wurden.

Stellen wir uns vor, wir gründen eine Baubrigade, die Dienstleistungen beim Bauen in CUP und CUC anbietet und außerdem Konten in beiden Währungen hat. Jetzt dient eine haushaltsgestützte Firma ihr als Investor für eine Baumaßnahme.

Dieser Firma genehmigt der Staatshaushalt einen Etat in Pesos, aber mit diesen Pesos kauft sie CUC. Das ist, als ob man 20.000 CUC an einem Bauwerk verdient (der Wechselkurs ist 1:1), das man für 20.000 Pesos kauft. Sie bezahlt die 20.000 CUC an die Genossenschaft und da diese im Gegensatz zum staatlichen Betrieb sowohl ein Konto in CUP als auch in CUC hat, wechselt sie die 20.000 CUC zum Kurs von 1:24 um und bezahlt jedem Arbeiter 10.000 oder 12.000 Pesos monatlich. Dann gehst du hin und vergleichst das mit einem staatlichen Bauarbeiter, der nur 385 Pesos verdient. Dadurch wird ganz klar, dass einer der wirtschaftlichen Akteure im Vergleich zum anderen benachteiligt wäre.

Aber die Komplexität dieses Geflechts geht noch weit darüber hinaus. Wenn wir das Beispiel weiter verfolgen, hat der haushaltsgestützte Sektor etwas eingespart, denn für die 20.000 Pesos bekam er etwas im Wert von 20.000 : 24, während die Genossenschaft ein Einkommen hatte, das nicht notwendigerweise etwas mit ihrer Effizienz zu tun hatte.

Wenn ein wirtschaftlicher Akteur Vorteile in Bezug auf die Ausgaben hat oder Vorteile in Bezug auf die Einnahmen durch Unterschiede beim Wechselkurs, so bezeichnet man dies als willkürliche Ökonomie, die die Realität verzerrt.

Auch wenn so die haushaltsgestützte Firma Einsparungen und die Genossenschaft Einkünfte hatte, bestrafen wir aber den Exporteur, weil der im Wert von 500 Dollar exportierte, jedoch nur 500 Pesos erhalten hat und dem, damit er keine Verluste macht, die anderen 500 durch den Staatshaushalt ausgeglichen werden müssen.

Wir können einfach bei den Umwandlungen in der Wirtschaft nicht vorankommen, wenn wir zu diesen Punkten, die so komplex sind und so große Auswirkungen auf die Bevölkerung haben, keine Entscheidungen treffen.

Woraus besteht die monetäre Neuordnung?

Die Aufgabe Neuordnung beinhaltet vier klar definierte Elemente: die Lösung des Problems der doppelten Währung, die Lösung des Problems des doppelten Wechselkurses, die Beseitigung von Subventionen und Gratiszuwendungen, soweit dies unter den Bedingungen unserer Wirtschaft möglich ist und eine Umwandlung der Einkünfte.

Wenn man nur davon spricht, dass die Preise steigen werden, ohne zu berücksichtigen, dass auch die Löhne steigen werden, dann ist die Analyse nicht korrekt.

In der Ökonomie gibt es eine große Theorie zwischen dem realen und dem nominalen Lohn. Wir haben in diesem Prozess eine große Aspiration und ich glaube, dass wir diese erfüllen können: nämlich die, dass alle Lohnempfänger besser dastehen werden als bei dem Ausgangspunkt, an dem wir uns befinden.

Erst kürzlich wurde eine Lohnerhöhung im haushaltsgestützten Sektor durchgeführt, die wir mehrmals überprüfen mussten. In einigen Fällen war die Lohndifferenz zwischen dem, der viel leistet und dem, der weniger leistet, sehr gering. All dies sind Schwierigkeiten, die eine Einkommensveränderung in allen Gesellschaften mit sich bringen. Es ist problematisch, einfach nur eine Reform der Löhne zu machen, und zu diesem Thema wurde umfassend gearbeitet. In jeder Gesellschaft ist eine Lohnreform für sich allein schon schwierig und wir werden eine Lohnreform und noch drei Dinge mehr machen. Von daher die große Komplexität des Vorgangs.

In jeder anderen Gesellschaft ist das ein Prozess, an den die Personen gewöhnt sind. Aber die kubanische Gesellschaft ist sehr gerecht und ausgewogen und es ist nicht möglich, es hier so zu machen wie in anderen Ländern der Welt. In anderen Ländern führt man eine Abwertung durch, einige Unternehmen können diese dann nicht verkraften und gehen in Konkurs, was Arbeitslosigkeit mit sich bringt.

Unsere Lösung mit der „Aufgabe Neuordnung“ besteht nicht darin, 250.000 oder 300.000 Leute auf die Straße zu setzen. Die Arbeitslosigkeit ist für uns keine Option. Trotzdem können wir nicht auf ewig die Verluste der Unternehmen subventionieren.

Die Wechselkurse zusammenzuführen bringt eine Abwertung mit sich und überall sonst auf der Welt führt eine Abwertung zu Anpassungen. Sie übt Druck auf die Unternehmen aus, nach mehr Effizienz zu suchen und führt dazu, dass die Personen produktiver, effizienter in der Arbeit sein müssen.

Also müssen wir dies tun, damit die Wirtschaft sich in einer Weise bewegt, die natürlicher ist und wir sprechen hier nicht von einer Schocktherapie, ganz im Gegenteil. Aber wir werden mehr Druck auf die wirtschaftlichen Akteure ausüben, damit sie effizienter werden.

Um Fortschritte zu erzielen, müssen verschiedene grundlegende Dinge auf einmal gemacht werden. Dazu gehört, eine Währung zu beseitigen und nur eine Art von Wechselkurs zu lassen. (Auf die Ankündigung, wann es soweit ist, muss man noch etwas warten, aber wenn der Moment kommt, wird über alles informiert werden).

Diese Art von Wechselkurs ist nichts anderes als der Wert der internationalen Devisen in nationaler Währung ausgedrückt.

Wenn ich sage, dass der Wert der Währung 1:20 ist, bedeutet das, dass in Kuba ein Dollar den Wert von 20 Pesos hat (ich wiederhole, das ist nur ein Beispiel zur Veranschaulichung).

Warum gibt es Ökonomien mit mehr als einer Währung?

Dies geschieht, wenn die "Basiswährung" nicht mehr die Funktion des Geldes erfüllt (Zahlungsmittel, Rechnungseinheit und Wertreserve). Nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Lagers und einem Verlust des BIP von über 30%, wurde der kubanische Peso nicht mehr durch die reale Ökonomie gestützt und verlor seine Funktionen.

Fast immer, wenn die Basiswährung ihre Funktion nicht mehr erfüllt, erscheint eine andere und außerdem – da man die Funktionen des Geldes steuern muss – kommt es zu exzessiv administrativen Ökonomien.

Kuba, mit einer offenen Ökonomie, kauft jährlich Produkte im Wert von etwa 12 Milliarden Dollar im Ausland: fast 50% des Kraftstoffs, Nahrungsmittel für 2 Milliarden und eine bedeutende Zahl von Rohstoffen.

Wenn wir den Peso abwerten, bleibt uns nichts anderes übrig, als die Großhandels- und Einzelhandelspreise und die Löhne ansteigen zu lassen.

Die doppelte Währung in Kuba beinhaltet, dass die Ökonomie mit zwei einheimischen Währungen (CUP und CUC) funktioniert, die zusammen existieren und in gewissem Maße sich legal die Funktionen des Geldes teilen. Der doppelte Wechselkurs ist also die Existenz zweier legaler Wechselkurse: 1 CUP = 1 CUC = 1 USD für den Unternehmensbereich und 25 CUP = 1 CUC = 1 USD für die Bevölkerung.

Es gibt Länder, die eine Art legalen Wechselkurs hatten und einen anderen vom Markt bestimmten, wie in Vietnam und China, die eine Währung und zwei Wechselkurse hatten. Das Problem besteht in der Annäherung dieser Wechselkurse und normalerweise war das, was man getan hat, den offiziellen Wechselkurs an den fast immer höheren des Marktes anzunähern.

Auswirkungen auf die nationalen Unternehmen

Welche Auswirkungen hat es für die nationalen Unternehmen mit einer Art von Wechselkurs zu arbeiten, der den Peso mit dem Dollar gleichstellt?

Die Überbewertung des kubanischen Pesos gegenüber dem Dollar hat den exportierenden Unternehmen Geld genommen und die Importe verbilligt. Von daher war es einfacher zu importieren als zu exportieren.

In der wirtschaftlichen Strategie sprechen wir davon, den Export zu steigern und die Importe durch die produktive Verzahnung zu ersetzen. Mit dem überbewerteten Peso gegenüber dem Dollar ist dies nicht möglich. Die Politik der Regierung muss monetär begleitet werden und dafür genügt es nicht, den CUC zu beseitigen, sondern man muss auch den kubanischen Peso abwerten.

Wie wird die Vereinheitlichung der Währung ablaufen?

An einem Tag werden wir aufwachen und den CUC gibt es nicht mehr. Diese Entscheidung wird am ersten Tag eines Monats in Kraft treten, damit die Unternehmen ihren Jahresabschluss machen können.

An diesem Tag wird eine Mitteilung der Zentralbank Kubas das Ende des legalen Umlaufs des CUC verkünden (Er wird nicht mehr ausgegeben, nur noch die CUC in den Händen der Bevölkerung zirkulieren und der Staat sammelt sie ein, bis keiner mehr übrig ist). Gleichzeitig gilt ein neuer Wechselkurs.

Die Bevölkerung wird genügend Zeit haben, um die CUC in ihren Händen umzuwechseln oder auszugeben. (Man geht von einem Zeitraum von nicht weniger als sechs Monaten aus). Die Läden nehmen CUC entgegen und geben CUP zurück, eine Maßnahme, die seit einiger Zeit bereits üblich ist.

Außerdem wird der für die Zeit vor der Maßnahme gültige Wechselkurs respektiert. Unabhängig davon, wie der neue Wechselkurs aussehen wird, können die Personen ihre CUC zum aktuell gültigen Kurs von 24 CUP umtauschen.

Im Unternehmensbereich verwandeln sich die CUC-Konten unter Beibehaltung ihres aktuellen Werts zum Kurs 1:1 in CUP-Konten.

Die Wechselkursvereinigung wird kein ausgedehnter Prozess sein und sie wird eine hohe Abwertung implizieren.

Bei diesem Prozess geht es darum, Wettbewerbsfähigkeit zu suchen und das hat einen bestimmten Druck auf den unternehmerischen Sektor zur Folge. Wenn man einen Wechselkurs von 1 USD zu 20 CUP aufstellen würde, stiegen die Preise aller importierten Materialien an und als Folge davon auch die Großhandelspreise.

Dieser Preisanstieg im Großhandel wird auch von der im Land durchgeführten Lohnerhöhung beeinflusst werden, denn die Unternehmen müssen die Lohnerhöhung zu ihren Kosten hinzurechnen.

Geldentwertung und Lohnanstieg sind gleichbedeutend mit Preisanstieg, der Inflation mit sich bringt. Die Frage ist, wie lange es dauert, bis der Preisanstieg im Großhandel sich im Einzelhandel widerspiegelt.

Dieser Prozess des Übergangs der Abwertung kann von sechs bis zwölf Monate dauern, auch wenn er sich bei einigen Produkten schon am ersten Tag bemerkbar machen kann. Wenn es nicht zu einem Preisanstieg im Großhandel käme, würden die Unternehmen Verluste machen.

Das Problem liegt darin, zu erreichen, dass der Preisanstieg nicht höher liegt, als im Entwurf der Lohnerhöhungen vorgesehen, denn dann wäre die Inflation höher als geplant. Unabhängig von den Signalen, die der Markt aussendet, ermöglichen es die Eigenschaften der Ökonomie, die Bedingungen zu schaffen, damit dies nicht geschieht.

Welche Auswirkungen wird die Währungsvereinigung auf das Unternehmenssystem haben?

Es gibt eine Reihe von Unternehmen, die große Anstrengungen auf sich nehmen müssen, um das Gewicht der Abwertung des Pesos stemmen zu können. Studien haben ergeben, dass eine Gruppe von Unternehmen im ersten Jahr Verluste machen wird und es werden Lösungen entworfen, wie Finanzressourcen bereitgestellt werden können, um sie während dieser Zeit zu unterstützen. Ihnen keine Subventionen zu geben, würde bedeuten, dass man sie schließen muss und das würde zu Arbeitslosigkeit führen. Dieses Programm der Regierungshilfe wird deutliche Verpflichtungen beinhalten, wie die Unternehmen diese Verluste innerhalb eines Zeitraums reduzieren und Wettbewerbsfähigkeit erreichen können.

Mit der Vereinheitlichung des Wechselkurses wird eine Korrektur der relativen Preise erreicht, was bedeutet, dass die nationalen Rohstoffe billiger sein werden als die importierten. Damit wird der Markt beginnen, der Wirtschaft andere Signale zu senden.

Dies ist die größte Wirkung, die wir uns erhoffen, eine Korrektur der relativen Preise, einen Anstieg der Löhne und eine größere Arbeitsmotivation, auch wenn das nicht von jetzt auf gleich passieren wird.

Zwei Methoden, um die Inflation bei den Großhandelspreisen zu kontrollieren

Stand auf einem Bauernmarkt

Stand auf einem Bauernmarkt. Perspektisch soll der Lebensstandard in Kuba angehoben werden.
Foto: Periodico 26


Ein wesentlicher Punkt dieser Neuordnung besteht darin zu erreichen, dass die Inflation der Großhandelspreise nicht höher liegt, als von uns geplant. Um das zu kontrollieren, gibt es zwei wesentliche Methoden. Der erste Mechanismus besteht darin, einen zentral festgesetzten Preis für eine kleine Gruppe von Produkten beizubehalten, vor allem für solche, die in verschiedene Bereiche der Wirtschaft hineinwirken, wie etwa der Kraftstoff. Der zweite ist der, den vom Unternehmenssystem gebildeten Großhandelspreisen Grenzen zu setzen.

Die Unternehmen werden ein größeres Gewicht bei der Festsetzung des Wertes ihrer Waren haben. Trotzdem werden wir die importierten Komponenten und die Lohnerhöhung kalkulieren können und von dort ausgehend einen Grenzwert für den Großhandelspreis festsetzen, um wie viel er im Verhältnis zum Mindestlohn ansteigen darf. Aber es ist schon ein Ziel, die Gestaltung der Großhandelspreise zu flexibilisieren.

Einzelhandelspreise und Korb der Produkte der normierten Grundversorgung

Es wird weiterhin eine Reihe von Produkten zur Grundversorgung der Bevölkerung geben, bei denen der Preis zentral bestimmt wird. Allerdings werden einige davon weiter subventioniert, während bei anderen die Subventionen wegfallen. Diese werden aber in der "Libreta" beibehalten, um sicherzustellen, dass die Grundversorgung alle erreicht.

Normalerweise ist es das Mittel zur Kontrolle der Inflation, dass man ein größeres Angebot gewährleistet, aber das ist unter den gegebenen Bedingungen der kubanischen Wirtschaft nicht machbar. Diese indirekte Form der Kontrolle ist angesichts unseres Angebotsdefizits nicht möglich, aber wenn die Wirtschaft einmal vorankommt, werden wir dies auch anwenden können.

Jeder Preisanstieg übt Druck auf die Gehälter der Leute aus. Deswegen ist es so wichtig, eine Lohnreform durchzuführen, um diesen und anderen Situationen zu begegnen. Dies alles zeigt, wie alle Elemente der monetären Neuordnung untereinander verwoben sind.

Lohnreform und Beihilfen für die verletzlichsten Teile der Gesellschaft

Als Grundlage für die Lohnreform wurde der "Grundversorgungskorb an Waren und Dienstleistungen" herangezogen. Dazu gehören aber nicht nur die Dinge, die in der "Libreta" auftauchen, sondern auch eine umfassende Gruppe von Waren und Dienstleistungen wie etwa Transport, Freizeit, Kultur und so weiter.

Die Berechnung des Wertes dieses Korbes ist der Referenzpunkt für die Preisbildung im Einzelhandel und zur Festsetzung des Mindestlohns. Allerdings ist es unmöglich, dies alles am Tag Null zu lösen, aber jeder einzelne Schritt ist Teil der Neuordnung.

Im Land gibt es eine Lohnskala, die aus 32 Gruppen besteht. 29.000 Personen erhalten den Mindestlohn. Die neuen Löhne müssen den Bedarf des Arbeiters und seiner Familie decken. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass die durchschnittliche Kernfamilie im Land aus drei Personen besteht, von denen zwei arbeiten. Jetzt kann es sein, dass in diesen Familien einer den Mindestlohn erhält und ein anderer fünf Mal so viel verdient. Damit können die Ausgaben des nicht arbeitenden Familienmitglieds aufgefangen werden. Für den Fall, dass zwei Personen den Mindestlohn erhalten, würde die Versorgung nicht für alle reichen. Da tritt die Sozialhilfe ein.

Auch das Konzept der verletzlichen Person wird in der Strategie der monetären Neuordnung berücksichtigt. Die Idee ist, genau diese Person zu subventionieren und nicht alle Produkte. In diesem Prozess bleibt keiner schutzlos zurück.

Aber es gibt andere Dinge, die wir nicht mehr subventionieren werden, wie die Verluste im Handel und der Gastronomie. Es kann nicht sein, dass der Staatshaushalt diese Kosten der Unternehmen übernimmt, die sich gerade nicht durch gute Dienstleistungen oder Kontrolle der Ressourcen auszeichnen.

Bei dieser Neuordnung werden Löhne um das 4,9 fache und die Renten um das 5 fache ansteigen. Gleichzeitig soll der Preisanstieg im staatlichen Sektor weit unter diesem Wert liegen.

Wenn die Wachstumsdynamik des Lohnes höher liegt als der Preisanstieg, dann werden wir, die wir für den Staat arbeiten, uns in einer besseren Position befinden. Das ist ein weiteres Ziel dieser Neuordnung.

Alles, was zum Thema Lohnreform gemacht wird, hat mit einer besseren Verteilung des Reichtums zu tun, denn in der Praxis hat man keine neuen Gewinne geschaffen. Deswegen ist es eine Priorität, die Subventionen und unangemessenen Gratisleistungen zu beseitigen, aber immer die Kinder und die Schwangeren, die Bürger, die nicht in der Lage sind zu arbeiten oder Dienstleistungen von hohem nationalem Verbrauch wie Elektrizität zu schützen.

CUBA LIBRE Renate Fausten

CUBA LIBRE 1-2021