Kuba im Medienspiegel

CUBA LIBRE will in dieser Rubrik aufzeigen, was die Konzernmedien verschweigen, Falschmeldungen enthüllen und Manipulationen aufdecken.


Falschmeldungen – Unterschlagungen - Manipulationen

Rotation

Rotation. Foto: Wiljo Heinen



Angesichts der propagandistischen Wucht, mit der eine Medien-Querfront seit Monaten für explodierende Rüstungsausgaben, Waffenlieferungen in Krisengebiete und die Ausweitung der Nato wirbt, wirkt es fast kleinkariert, auf Manipulationen hinzuweisen, die das alternative Gesellschaftsmodell Kubas diskreditieren. Allerdings steht der dort unternommene Versuch, eine nicht-kapitalistische Ordnung aufzubauen, in den USA bereits seit dem Aufstand der von Fidel Castro angeführten Rebellen gegen die von Washington unterstützte Batista-Diktatur am Pranger vieler Medien – und in der Bundesrepublik spätestens seit dem Sieg der Revolution im Januar 1959. Die Geschwindigkeit, mit der einst als sakrosankt bezeichnete Werte wie Informations-, Presse- und Meinungsfreiheit mit dem Verbot russischer Medien, sowie Angriffen auf alternative Publikationen und deren Beobachtung durch den BRD-Inlandsgeheimdienst beseitigt wurden, lässt ahnen, was auf Kuba und andere Länder zukommt, wenn deren Gegner richtig Gas geben. Noch verfahren diese jedoch oft nach dem Motto "steter Tropfen höhlt den Stein".

TAZ unterschlägt Informationen

In der TAZ, die seit dem völkerrechtswidrigen Nato-Krieg gegen Jugoslawien offen für Krieg und Gewalt eintritt, wenn es um die vermeintliche Verteidigung westlicher Werte geht, durfte die Staatsministerin im Bundeskanzleramt und Regierungsbeauftragte für Kultur und Medien, Claudia Roth, ausgerechnet am 3. Mai, dem Welttag der Pressefreiheit, erklären, dass russische Medien verboten werden mussten, weil sie vom Kreml "als Instrumente eines Informationskrieges gegen einen vermeintlichen Westen in Stellung gebracht", worden seien. "Sie verklären mit Fake News und Desinformation", weshalb deren Verbot "richtig" sei, so die grüne Regierungsvertreterin.

Als Beleg für die "Unterdrückung von Medien in Kuba" veröffentlichte die TAZ dann einen Tag später ein Interview mit Augusto César San Martín Albistur, der als "unabhängiger Multimedia-Journalist aus Kuba" bezeichnet wurde. 2021 wurde ihm von der taz-Panther-Stiftung und der von US-Diensten mitbegründeten Organisation "Reporter ohne Grenzen" ein Aufenthalt als Stipendiat in Berlin finanziert. "Er arbeitet unter anderem für Diario de Cuba, und Cubanet", stellte die TAZ den Interviewten vor. Dabei unterschlug sie, dass diese Medien vom NED (einer vom US-Außenministerium finanzierten Dachorganisation und zentralen Geld-Verteilstelle für US-freundliche NGOs) subventioniert werden. Wie der US-Journalist Tracey Eaton in seinem Blog "Cuba Money Projekt" mit Belegen nachwies, hatte die Behörde in den vergangenen Jahren unter anderem 1,35 Millionen Dollar an das Onlineportal "Cubanet" mit Sitz in Miami sowie 1,32 Millionen an die in Madrid produzierte Internet-Zeitung "Diario de Cuba" gezahlt. Der von der TAZ trotzdem als "unabhängiger Journalist" bezeichnete San Martín Albistur durfte im Interview dann unter anderem behaupten "Wer (in Kuba) nicht als "Revolutionär" eingestuft ist, hat keine Rechte." Außerdem erfuhren die Leserinnen und Leser: "Die Leute kennen Miguel Díaz-Canel nicht, wissen nichts mit ihm anzufangen.", "Ich werfe der Regierung vor, die Menschen schon geimpft zu haben, als noch gar nicht sicher war, ob das Medikament (gemeint ist der Impfstoff Abdala) wirkt", und: "Alles (in Kuba) ist geheim, selbst wie man Kaffee kocht. Die Menschen trauen den offiziellen Journalisten nicht, also versorgen sie uns mit Informationen oder rücken zurecht, was die Staatspresse sagt. Das geschieht selbstverständlich anonym." Am 18. Mai kommentierte TAZ-Auslandsredakteur Bernd Pickert dann die US-Ankündigung neuer Flugverbindungen und erleichterter Überweisungen nach Kuba mit dem Hinweis: "Tatsächlich sind die wenigen Lockerungen, die das State Department jetzt verkündet hat, einerseits zu wenig, um wirkliche Erleichterungen für die kubanische Bevölkerung zu bringen. Und sie kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die kubanische Diktatur nun wirklich nichts getan hat, das irgendeine Annäherung verdienen würde."

Die Methode "steter Tropfen"

Das Verschweigen oder Hintenanstellen wichtiger Informationen ist eine subtile Methode, ein negatives Image zu erzeugen, ohne Fake-News zu bemühen, die durch Fakten widerlegt werden könnten. So verbreite "nt-v" am 16. Mai eine Meldung der Agentur "AFP", in der es heißt: "Das kommunistisch regierte Kuba hat bedeutende Versorgungsengpässe bei Medikamenten eingeräumt." Durch das Verb "eingeräumt" wird suggeriert, dass Kuba dies bisher verschwiegen habe. Tatsächlich weisen Politiker, das Außenministerium und kubanische Medien aber seit Jahren darauf hin, dass die seit 60 Jahren bestehende US-Blockade dazu führt, dass in Kuba zahlreiche – teilweise für das Überleben Schwerkranker wichtige – Medikamente fehlen. Das liege an den wirtschaftlichen Folgen der Blockade und oft auch daran, dass bestimmte Medikamente wegen der US-Sanktionen nicht importieren werden dürfen. Mit der Formulierung, Kuba habe die Engpässe jetzt "eingeräumt" wird unterschwellig ein negativer Eindruck der kubanischen Informationspolitik erweckt.

CUBA LIBRE Volker Hermsdorf

CUBA LIBRE 3-2022