Illusion oder tödlicher Schlag gegen die US-Blockade?
Technologiecluster BRICS auf Kuba
Von José Manzaneda, Koordinator von Cubainformación
Die Ankündigung, dass Russland
in Kuba einen Technologiecluster,
eine Art Silicon Valley für
die BRICS-Staaten und die Eurasische
Wirtschaftsunion, fördern
will, wurde auf der Insel allgemein
als gute (aber noch weit entfernte)
Nachricht aufgenommen.
Zweifellos ändert dies nichts an
den heutigen, dringenden wirtschaftlichen
Problemen. Aber mittelfristig
ist es etwas Positives, vor
allem für die 12.000 Menschen,
hauptsächlich junge Absolventen
kubanischer Universitäten, die voraussichtlich
in diesem Projekt namens
Cayo Digital arbeiten werden.
Aber eine gute Nachricht für
Kuba ist immer auch eine schlechte
Nachricht für die US-Regierung
und die von ihr finanzierten und
gelenkten digitalen Medien der antikubanischen
Propaganda. Werfen
wir einen Blick auf ihre Botschaften.
Botschaft 1: Ein Fantasieprojekt
Wir lesen, dass Cayo Digital reine
„Technologie-Romantik“ sei, etwas
„Wahnhaftes“, ein „unrealistisches
Versprechen“, „eine weitere
Illusion, um das Volk zu unterhalten,
während das Land zerfällt“
oder „ein weiteres Fantasieprojekt
zwischen Russland und Kuba“, laut
den „Experten“.
Experten, ja ... aber in Demagogie.
Denn einer von ihnen sagte,
dies sei „ein weiterer dieser Pläne
zwischen Moskau und Havanna,
die nie umgesetzt werden“, und
erwähnte beispielsweise die „(russischen)
Unternehmen, die investieren
wollten“ und dies dann doch
nicht taten. Aber warum erklärt er
nicht, dass die Investition in Höhe
von einer Milliarde, auf die er sich
bezieht, erst vor zwei Monaten angekündigt
wurde und sich daher
noch nicht in der Umsetzung befindet?
Er fügte hinzu, dass „die
Sonderwirtschaftszone Mariel
(...) nicht zu dem geworden sei,
was sie versprochen hatte, nämlich
eine große Freihandelszone, die
die Entwicklung der kubanischen
Wirtschaft vorantreiben würde“.
Ach ja? Und warum erklärt er
nicht, dass die Anwendung vom Titel
III des Helms-Burton-Gesetzes
die ausländischen Investitionen,
die diese Sonderzone anziehen
sollte, zum Erliegen gebracht hat?
  
    
      
         
        Präsident Díaz-Canel auf der BRICS-Konferenz im Juli 2025
 Foto: Presidencia de Cuba.  
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Botschaft 2: Ein unrealisierbares Projekt
Bei seiner Vorstellung war erklärt
worden, dass Cayo Digital den Bau
von Energie-, Industrie-, Wohn-,
Gewerbe- und Bildungsinfrastrukturen
beinhalten werde, was einen
echten Sprung in der Entwicklung
der Enklave Isla de la Juventud
bedeuten würde. Ein anderer
der konsultierten „Experten“, der
sich offenbar nicht die Mühe gemacht
hatte, sich zu informieren,
hielt das Projekt jedoch für nicht
realisierbar, da es „neben Elektrizität“
auch „Wasserversorgung,
Abwasserentsorgung, (...) Transport
(...) Dinge, über die das Land
derzeit nicht verfügt“ voraussetzen
würde.
Botschaft 3: Ein realitätsfernes Projekt
„Silicon Valley auf der Insel der
Stromausfälle“ oder „Das neue kubanische
Silicon Valley ... mitten
im Stromausfall“: Das sind Schlagzeilen,
die jede Hoffnung zunichte
machen und Skepsis und Unglauben
schüren sollen. Während
„der einfache Kubaner ums Überleben
kämpft, träumen die da oben
von (...) einem digitalisierten Kuba
nach russischem Vorbild“, „einer
Art dystopischer und anachronistischer
Utopie“, einer Initiative, die
„keinen Bezug zur nationalen Realität
hat“.
Botschaft 4: Einmischung Russlands
Aber zwischen all den demagogischen
und eingängigen Botschaften platzierte die US-Regierung in diesen
Medien (ihren Medien) die wesentliche
Botschaft: die der „russischen
Einmischung“. „Das ‚Silicon
Valley’, das Russland in Kuba errichten
will“, „Russland erweitert
seinen Hinterhof um die Insel“, „So
sieht Russlands Geheimplan für die
Isla de la Juventud aus“, lauten einige
der Schlagzeilen.
Russland wolle „eine Art Bastion
der künstlichen Intelligenz gegen
die USA“ errichten und „mit Havanna
als Vorwand in Lateinamerika
Fuß fassen“, behaupteten mehrere
vom Weißen Haus bezahlte Medien.
Einer von ihnen streute unter
verschiedenen Spekulationen die
offensichtliche Lüge ein, dass „das
kubanische Regime“ in der Ukraine
„das zweitgrößte internationale
(Militär-)Kontingent im Dienste
Moskaus (...) nach Nordkorea“ habe.
Das ist eine Lüge. Kuba hat nicht
nur keine Soldaten in diesen Krieg
geschickt, sondern auch die private
Entsendung von Söldnern verfolgt
und sogar ein auf der Insel operierendes
Söldner-Netzwerk zerschlagen.
Botschaft 5: Ein Projekt gegen die Freiheit
Und was natürlich nicht fehlen darf:
Das Projekt ist gegen die Freiheit
gerichtet! Denn „künstliche Intelligenz
ist für Russland und Kuba Teil
des gesamten Kontrollsystems über
die Bürger“. Die „russischen Lösungen“,
so lesen wir, „wurden für Cyberspionage,
Massenüberwachung
und politische Kontrolle eingesetzt“,
was „der perfekte Vorwand
ist, um diese Instrumente in das repressive
System des Inselregimes
einzuschleusen“.
Fazit: Wenn sie sich so sehr darüber
aufregen, dann deshalb, weil
dieses Projekt, sobald umgesetzt,
einen schweren Schlag gegen die
kriminelle US-Blockade gegen das
kubanische Volk bedeuten würde.
Einen Schlag, der ihnen schon
beim Gedanken daran wehtut.
Und das nicht zu wenig.
aus der Rede von Díaz-Canel vor dem BRICS-Forum im brasilianischen Cumbre
…
Seit mehr als sechzig Jahren verfolgt unser Land eine Politik
der Zusammenarbeit und Ausbildung von Gesundheitsfachkräften
für Entwicklungsländer. In den letzten zwei
Jahrzehnten leistete das Henry Reeve Health Contingent
vorbildliche Hilfe in Katastrophengebieten. Doch anstatt
diese Solidaritätsbemühungen eines kleinen, blockierten
Landes zu würdigen, werden sie von der größten Wirtschaftsmacht
der Welt auf schändliche Weise verfolgt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Die BRICS-Gruppe bietet uns eine Alternative zur Änderung
des Status quo , der das Ergebnis jahrhundertelanger kolonialer
Ausbeutung, von Unterdrückungsparadigmen und
archaischen Institutionen ist, die die wirtschaftliche Macht
der globalen Eliten festigen – derselben Eliten, die heute
offen ihre faschistische Philosophie zur Schau stellen und
am zionistischen Völkermord an der palästinensischen
Bevölkerung beteiligt sind.
Lassen Sie uns gemeinsam die neue internationale
Ordnung fördern, die wir uns wünschen und verdienen: eine
Ordnung, die Frieden garantiert, das Gemeinwohl und den
Wohlstand der Völker sichert, das Recht auf Entwicklung
für alle Länder verwirklicht und im Einklang mit der Natur
steht. Eine internationale Ordnung, in der Solidarität,
Zusammenarbeit und Integration vorherrschen, um globale
Herausforderungen und Bedrohungen, einschließlich der
Umweltkrise, zu bewältigen, und die echte Lösungen zur
Ausrottung von Hunger, Armut und Krankheit fördert. Doch
es reicht nicht, sich das nur zu wünschen: Lasst uns dafür
kämpfen! „Morgen wird es zu spät sein.“
Übersetzung: Tobias Kriele