Der Verbund BRICS+ umfasst derzeit
mehr als zwanzig Länder, die
Mitglieder oder Partner sind. Sie zeigen
sich zunehmend als notwendige
Alternative zur wirtschaftlichen
und politischen Vorherrschaft des
Westens. Seit dem 1. Januar 2025 ist
Kuba als „assoziiertes Land“ dieser
Organisation beigetreten, und viele
fragen sich vielleicht: Was kann
Kuba diesen aufstrebenden Volkswirtschaften
bieten? Die Antwort
liegt in der Vorbereitung der Kubaner
und ihrem hohen Humankapital,
aber das ist noch nicht alles. Es
wurden mehrere Schritte und weitere
Möglichkeiten angekündigt, die
sich für die Insel mit ihrem Beitritt
zu dieser Organisation eröffnen.
Eine der interessantesten ist das
in den Medien von Sputnik veröffentlichte
Projekt, die Isla de la Juventud
– die zweitgrößte Insel des
kubanischen Archipels – zu einem
Hub für Technologieunternehmen
der BRICS+ zu machen. Das Projekt
wird „Cayo Digital“ heißen und wird
in erster Linie von Russland vorangetrieben,
das an der internationalen
Expansion seines Informationsund
Kommunikationstechnologiesektors
interessiert ist. Dies könnte
sich auf die Entwicklung Kubas, seinen
digitalen Transformationsprozess
und die Schaffung von Arbeitsplätzen
für Tausende von Ingenieuren
in diesen Bereichen auswirken,
die an kubanischen Universitäten
eine hochprofessionelle Ausbildung
genossen haben.
Der Vorschlag Moskaus sieht die
Schaffung eines „Clusters“ von Unternehmen
aus den BRICS+-Ländern
sowie der Eurasischen Wirtschaftsunion
vor, der in erster Linie
darauf ausgerichtet ist, Produkte
und Dienstleistungen für Kunden in
Lateinamerika und der Karibik anzubieten.
Dieser Schritt zielt darauf
ab, die Vorteile Kubas in Bezug auf
seine geografische Lage und seine
Beziehungen zur Region zu nutzen.
Der Beitritt der blockierten Insel
zu einer politischen Struktur, in der
einige der wichtigsten Volkswirtschaften
der internationalen Szene
vertreten sind,ist eine lebenswichtige
Notwendigkeit und eine konkrete
Chance in einer Zeit der anhaltenden
Verschärfung der Blockade
gegen Kuba. Zusammen machen die
BRICS-Staaten 46 Prozent der Weltbevölkerung
und annähernd 40 Prozent
des globalen BIP aus.
Der kubanische Außenminister
Bruno Rodríguez nannte drei konkrete
Vorteile der Integration der Insel
in diese Struktur: die Entwicklung
des Handels in lokalen Währungen,
was eine Verringerung der
Abhängigkeit vom Dollar bedeutet
und die Wirksamkeit der wirtschaftlichen
Blockademaßnahmen gegen
Kuba verringert; die mögliche Förderung
von Investitionen in wichtige
Infrastrukturen wie Häfen, Straßen
und technologische Kapazitäten, die
eine Steigerung der Produktion und
des Handels unter Ausnutzung der
privilegierten geografischen Lage
des Landes ermöglichen – und eine
technologische Zusammenarbeit.
Kuba verfügt außerdem über ein bedeutendes
Biotechnologie-Portfolio,
das in Zusammenarbeit mit einigen
der Pharmariesen innerhalb der
BRICS+-Mitgliedsländer und anderen
hochwertigen kubanischen Produkten
wie Rum oder Tabak sowie
sonstigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen
innerhalb des Blocks
neue Märkte finden kann.
Die technologische Zusammenarbeit
kann der Insel die Tür öffnen
für die Teilnahme an Projekten
im Bereich der erneuerbaren Energien
und der Digitalisierung sowie
in anderen Schlüsselbereichen, die
von der Nation zur Förderung der
Entwicklung definiert wurden. Nun
muss unsere Insel jedoch daran arbeiten,
ihre Produktionsketten zu
stärken und die Qualität der Produkte
und Geschäftsangebote zu
verbessern, die sie den Mitgliedern
und Partnern der Organisation unterbreitet.
Gute Nachrichten für Kuba sind
immer schlechte Nachrichten für
die US-Regierung und die von ihr finanzierten
und angeleiteten digitalen
Medien, die antikubanische Propaganda
verbreiten. Deshalb wird
bereits versucht, bestimmte frames,
also Meinungsmuster, durchzusetzen.
Dabei geht es vor allem darum,
dass der große Förderer des Projekts
Russland ist, das daran interessiert
ist, die internationale Expansion
seines Informations- und Kommunikationstechnologiesektors
voranzutreiben.
Cayo Digital hätte eine Kapazität
für bis zu 15.000 Einwohner: 12.000
Fachkräfte und 3.000 Studenten.
Die Umsetzung des Projekts umfasst
den Bau oder die Sanierung der
für das Leben und Arbeiten der Einwohner
notwendigen Infrastruktur:
Büros, Labore, Industrieanlagen,
Wohnhäuser, Geschäfte, ein Einkaufszentrum,
Sport-, Kultur- und
Freizeiteinrichtungen.
Der Cluster würde über Kindertagesstätten,
Schulen und Universitätsfilialen
verfügen. Die Vordenker
des Projekts betonen, dass es wichtig
ist, qualitativ hochwertige Verkehrswege
und Dienstleistungen wie Gas,
Wasser, Strom, Kanalisation und
Müllabfuhr sicherzustellen.
Heute besteht in Lateinamerika
und der Karibik eine große Nachfrage
nach Geräten und Lösungen aus
dem Bereich der Informations- und
Kommunikationstechnologie, die
nicht aus den USA stammen. Dieser
Trend ist auf dem Vormarsch und
entspricht dem begründeten Misstrauen
der Region gegenüber westlichen
Technologieangeboten, da
diese oft absichtlich Schwachstellen
aufweisen – darunter solche,
die zum Diebstahl persönlicher Daten
oder zur Störung der Bedienung
elektronischer Geräte dienen. In
diesem Zusammenhang hätten die
in Cayo Digital entwickelten Produkte
und Dienstleistungen einen
sicheren Markt.
Die Lokalisierung der Produktion
von Geräten und Software wird
es ermöglichen, Produkte zu entwickeln,
die besser an die regionalen
Gegebenheiten und Bedürfnisse
angepasst sind, insbesondere im Bereich
der Cybersicherheit.
Der Cluster soll eine Fläche von
450 Hektar einnehmen. Derzeit befindet
er sich in der Planungsphase.
Die ersten Wohnkomplexe sollen
zwischen 2026 und 2028 entstehen,
die ersten wissenschaftlichen
Forschungszentren und innovativen
Anlagen vor 2030 eröffnet
werden. Die Fertigstellung des Projekts
ist für 2032 geplant. Zu seinen
Aufgaben soll die Entwicklung von
künstlicher Intelligenz, virtueller
und erweiterter Realität, digitaler
Kunst und nachhaltigen Technologien
gehören.
Sollte das Projekt realisiert werden,
würde Kuba zu einem wichtigen
Technologiezentrum in der Region
werden und der US-Blockade gegen
das kubanische Volk einen schweren
Schlag versetzen. Es stellt daher
eine Hoffnung für den Aufbau einer
multipolaren Welt, die die Rettung
der Menschheit bedeuten kann. Ein
überzeugendes Beispiel für faire Zusammenarbeit
und ein weiterer Sieg
Kubas, das man mit allen Mitteln zu
isolieren versucht hat, ohne dass es
ihnen bislang gelungen wäre.
Übersetzung: Tobias Kriele