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Cayo Digital: Ein Schlag gegen die US-Politik gegenüber der Insel

Von Jorge Enrique Jerez Belisario

Der Verbund BRICS+ umfasst derzeit mehr als zwanzig Länder, die Mitglieder oder Partner sind. Sie zeigen sich zunehmend als notwendige Alternative zur wirtschaftlichen und politischen Vorherrschaft des Westens. Seit dem 1. Januar 2025 ist Kuba als „assoziiertes Land“ dieser Organisation beigetreten, und viele fragen sich vielleicht: Was kann Kuba diesen aufstrebenden Volkswirtschaften bieten? Die Antwort liegt in der Vorbereitung der Kubaner und ihrem hohen Humankapital, aber das ist noch nicht alles. Es wurden mehrere Schritte und weitere Möglichkeiten angekündigt, die sich für die Insel mit ihrem Beitritt zu dieser Organisation eröffnen.
Eine der interessantesten ist das in den Medien von Sputnik veröffentlichte Projekt, die Isla de la Juventud – die zweitgrößte Insel des kubanischen Archipels – zu einem Hub für Technologieunternehmen der BRICS+ zu machen. Das Projekt wird „Cayo Digital“ heißen und wird in erster Linie von Russland vorangetrieben, das an der internationalen Expansion seines Informationsund Kommunikationstechnologiesektors interessiert ist. Dies könnte sich auf die Entwicklung Kubas, seinen digitalen Transformationsprozess und die Schaffung von Arbeitsplätzen für Tausende von Ingenieuren in diesen Bereichen auswirken, die an kubanischen Universitäten eine hochprofessionelle Ausbildung genossen haben.
Der Vorschlag Moskaus sieht die Schaffung eines „Clusters“ von Unternehmen aus den BRICS+-Ländern sowie der Eurasischen Wirtschaftsunion vor, der in erster Linie darauf ausgerichtet ist, Produkte und Dienstleistungen für Kunden in Lateinamerika und der Karibik anzubieten. Dieser Schritt zielt darauf ab, die Vorteile Kubas in Bezug auf seine geografische Lage und seine Beziehungen zur Region zu nutzen.
Der Beitritt der blockierten Insel zu einer politischen Struktur, in der einige der wichtigsten Volkswirtschaften der internationalen Szene vertreten sind,ist eine lebenswichtige Notwendigkeit und eine konkrete Chance in einer Zeit der anhaltenden Verschärfung der Blockade gegen Kuba. Zusammen machen die BRICS-Staaten 46 Prozent der Weltbevölkerung und annähernd 40 Prozent des globalen BIP aus.
Der kubanische Außenminister Bruno Rodríguez nannte drei konkrete Vorteile der Integration der Insel in diese Struktur: die Entwicklung des Handels in lokalen Währungen, was eine Verringerung der Abhängigkeit vom Dollar bedeutet und die Wirksamkeit der wirtschaftlichen Blockademaßnahmen gegen Kuba verringert; die mögliche Förderung von Investitionen in wichtige Infrastrukturen wie Häfen, Straßen und technologische Kapazitäten, die eine Steigerung der Produktion und des Handels unter Ausnutzung der privilegierten geografischen Lage des Landes ermöglichen – und eine technologische Zusammenarbeit. Kuba verfügt außerdem über ein bedeutendes Biotechnologie-Portfolio, das in Zusammenarbeit mit einigen der Pharmariesen innerhalb der BRICS+-Mitgliedsländer und anderen hochwertigen kubanischen Produkten wie Rum oder Tabak sowie sonstigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen innerhalb des Blocks neue Märkte finden kann.
Die technologische Zusammenarbeit kann der Insel die Tür öffnen für die Teilnahme an Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien und der Digitalisierung sowie in anderen Schlüsselbereichen, die von der Nation zur Förderung der Entwicklung definiert wurden. Nun muss unsere Insel jedoch daran arbeiten, ihre Produktionsketten zu stärken und die Qualität der Produkte und Geschäftsangebote zu verbessern, die sie den Mitgliedern und Partnern der Organisation unterbreitet.
Gute Nachrichten für Kuba sind immer schlechte Nachrichten für die US-Regierung und die von ihr finanzierten und angeleiteten digitalen Medien, die antikubanische Propaganda verbreiten. Deshalb wird bereits versucht, bestimmte frames, also Meinungsmuster, durchzusetzen. Dabei geht es vor allem darum, dass der große Förderer des Projekts Russland ist, das daran interessiert ist, die internationale Expansion seines Informations- und Kommunikationstechnologiesektors voranzutreiben.
Cayo Digital hätte eine Kapazität für bis zu 15.000 Einwohner: 12.000 Fachkräfte und 3.000 Studenten. Die Umsetzung des Projekts umfasst den Bau oder die Sanierung der für das Leben und Arbeiten der Einwohner notwendigen Infrastruktur: Büros, Labore, Industrieanlagen, Wohnhäuser, Geschäfte, ein Einkaufszentrum, Sport-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen.
Der Cluster würde über Kindertagesstätten, Schulen und Universitätsfilialen verfügen. Die Vordenker des Projekts betonen, dass es wichtig ist, qualitativ hochwertige Verkehrswege und Dienstleistungen wie Gas, Wasser, Strom, Kanalisation und Müllabfuhr sicherzustellen.
Heute besteht in Lateinamerika und der Karibik eine große Nachfrage nach Geräten und Lösungen aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie, die nicht aus den USA stammen. Dieser Trend ist auf dem Vormarsch und entspricht dem begründeten Misstrauen der Region gegenüber westlichen Technologieangeboten, da diese oft absichtlich Schwachstellen aufweisen – darunter solche, die zum Diebstahl persönlicher Daten oder zur Störung der Bedienung elektronischer Geräte dienen. In diesem Zusammenhang hätten die in Cayo Digital entwickelten Produkte und Dienstleistungen einen sicheren Markt.
Die Lokalisierung der Produktion von Geräten und Software wird es ermöglichen, Produkte zu entwickeln, die besser an die regionalen Gegebenheiten und Bedürfnisse angepasst sind, insbesondere im Bereich der Cybersicherheit.
Der Cluster soll eine Fläche von 450 Hektar einnehmen. Derzeit befindet er sich in der Planungsphase. Die ersten Wohnkomplexe sollen zwischen 2026 und 2028 entstehen, die ersten wissenschaftlichen Forschungszentren und innovativen Anlagen vor 2030 eröffnet werden. Die Fertigstellung des Projekts ist für 2032 geplant. Zu seinen Aufgaben soll die Entwicklung von künstlicher Intelligenz, virtueller und erweiterter Realität, digitaler Kunst und nachhaltigen Technologien gehören.
Sollte das Projekt realisiert werden, würde Kuba zu einem wichtigen Technologiezentrum in der Region werden und der US-Blockade gegen das kubanische Volk einen schweren Schlag versetzen. Es stellt daher eine Hoffnung für den Aufbau einer multipolaren Welt, die die Rettung der Menschheit bedeuten kann. Ein überzeugendes Beispiel für faire Zusammenarbeit und ein weiterer Sieg Kubas, das man mit allen Mitteln zu isolieren versucht hat, ohne dass es ihnen bislang gelungen wäre.

Übersetzung: Tobias Kriele