An die Mitglieder des Internationalen Lenin-Friedenspreis-Ausschusses!

Rede des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz vom 21. März 1962 im Theater "Chaplin" zur Veranstaltung, bei der ihm der Lenin-Friedenspreis verliehen wurde.

Fidel Castro: Verleihung des Lenin-Friedenspreises 1962 Sehr geehrte Mitglieder des Internationalen Lenin-Friedenspreis-Ausschusses! (BEIFALL)

Geehrte Botschafter! (BEIFALL)

Kameraden und Kameradinnen! (BEIFALL)

Wir alle sind in dieser Minute äußerst tief bewegt, jedoch, dieses Gefühl überwindend, wollen wir ein paar Überlegungen bezüglich der Idee anstellen, die uns heute hier zusammengeführt hat, d.h. bezüglich des Friedens, dieses Wort, das so viel bedeutet, dieses tausendjährige Bestreben der Menschheit.

Denn dies ist seitdem als ein Bestreben in der Menschheit entstanden, seitdem die Kriege aufgekommen sind, und die Kriege sind aufgekommen, seitdem die Ausbeutung entstanden ist.

Dies ist der Ursprung des Krieges: die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Deshalb, je mehr sich die Menschheit jener Ära nähert, in der die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen verschwinden muss, desto mehr begründet ist die Hoffnung der Menschheit auf Frieden, und um so größer ist der Friedensdrang der Menschheit.

Es stimmt ebenfalls, dass zu keinem anderen Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte der Frieden so notwendig wie jetzt ist, denn zu keinem anderen Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte hat der Krieg so viel Zerstörung und so viele Tote bedeutet. Zu keinem anderen Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte war die Idee des Krieges so schrecklich wie im Augenblick.

Wer sind diejenigen, die für die Kriege eintreten und sie fördern? Wer sind diejenigen, die zum jetzigen Zeitpunkt die Menschheit mit der Kriegsgefahr drohen? Die Ausbeuter, die Kapitalisten, die Kolonialisten, die Imperialisten.

Wer kämpft für den Frieden? Die Sozialisten (BEIFALL).

Und das ist logisch, denn der Kapitalismus bedeutet die Ausplünderung und der Sozialismus bedeutet die Arbeit; die Kapitalisten wollen von der Ausplünderung leben, wollen von der Ausbeutung der menschlichen Arbeit leben, wollen von der Ausbeutung der Arbeit der Völker leben; und wir Sozialisten streben an, von der Arbeit zu leben, von unserer eigenen Arbeit.
Der Sozialismus bedeutet die Abschaffung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen; deshalb bedeutet der Sozialismus den Frieden.

Kein sozialistisches System baut auf der Ausbeutung der Arbeit anderer Völker auf und auch nicht auf der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen anderer Völker. In einem sozialistischen System gibt es nicht die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen.

Der Kapitalismus und seine höher entwickelte Phase, der Imperialismus, bauen in erster Linie auf der Ausbeutung der Arbeit anderer Völker auf, auf der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen anderer Länder und auf der Ausbeutung der Arbeiter und der einfachen Schichten der imperialistischen Völker selbst.
Um diese Plünderung aufrecht zu erhalten, um diese Ausbeutung aufrecht zu erhalten – sowohl die ihrer eigenen Bevölkerung als die der Arbeit anderer Völker – müssen die Imperialisten Gewalt anwenden; benötigen die Imperialisten die Armeen, benötigen die Imperialisten die im höchsten Grade zerstörerischen Waffen; um diese Ausbeutung beizubehalten, um diese Plünderung beizubehalten, brauchen sie den Krieg, benötigen sie zumindest, die Menschheit unter der schwebenden Gefahr eines Krieges zu halten.

Keiner der Bürger auch nur irgendeines sozialistischen Landes besitzt Güter oder Reichtümer im Hoheitsgebiet anderer Länder; kein sozialistischer Staat ist Besitzer solcher Güter bzw. solcher Reichtümer in einem anderen Hoheitsgebiet. Im Gegensatz dazu sind die Monopolunternehmen der imperialistischen Länder Besitzer umfangreicher Ressourcen, unendlicher Reichtümer im Hoheitsgebiet anderer Völker, und diese dienen dazu, die Arbeit der unterworfenen Völker, der dem Kolonialismus unterworfenen Völker auszubeuten, dienen dazu, die anderen Völker auszubeuten. Um diese Plünderung aufrecht zu erhalten, um diese koloniale Unterdrückung aufrecht zu erhalten, um diese Herrschaft aufrecht zu erhalten, benötigen die Imperialisten die Waffen, die Armeen, die Gewalt, die Kriege, bzw. die Kriegsgefahr, die Kriegsdrohung.

Das verdeutlicht, warum der Sozialismus Frieden und Kampf für den Frieden bedeutet (BEIFALL).

Der Sozialismus benötigt nicht Armeen, benötigt nicht Waffen, benötigt nicht Gewaltanwendung, benötigt nicht den Krieg, benötigt nicht die Kriegsgefahr, denn der Sozialismus bedeutet nicht Ausbeutung, der Sozialismus bedeutet nicht Herrschaft über andere Völker, der Sozialismus bedeutet nicht die Ausplünderung anderer Völker.

Deshalb steht unsere Bevölkerung, unser sozialistisches Volk, unsere revolutionäre Bevölkerung (BEIFALL), dem Frieden zur Seite (BEIFALL).

Und wir wissen sehr gut aus harter eigener Erfahrung, dass die Armeen und die Waffen etwas darstellen, dass die Imperialisten – jene, die uns früher ausgebeutet haben und uns erneut ausbeuten wollen, jene, die uns unterdrückt haben und uns erneut unterdrücken wollen, und jene, die uns früher ausgeplündert haben und uns erneut ausplündern wollen - uns als jene Notwendigkeit aufzwingen, Ausgaben für Waffen und Ausgaben für Armeen zu machen, wie sie jene harte Notwendigkeit allen anderen sozialistischen Ländern aufgezwungen haben, jene Notwendigkeit, riesige Mengen an Ressourcen dafür aufzuwenden, umfangreiche Mittel und Energien der schöpferischen Arbeit, der friedlichen Entwicklung vorzuenthalten, riesige Mengen an Mitteln und Energien von den Industrialisierungsplänen abzuziehen, von den Bildungsplänen und den Plänen zur Erhöhung des Lebensniveaus der Völker, um sie dieser Notwendigkeit zu widmen, uns gegenüber den Bedrohungen und den Aggressionen der Imperialisten zu verteidigen.

Die Imperialisten brauchen den Krieg. "Der Kapitalismus" – so sagte Marx – "hat von Kopf bis Fuß Blut verbreitet, schon von seinen Ursprüngen an." Der Kapitalismus hat für die Menschheit blutige und grausame Kriege bedeutet, koloniale Kriege, Weltkriege, lokale Kriege, Kriege, um die Welt unter sich aufzuteilen, Kriege, um die Völker zu versklaven, Kriege, um sich die Welt erneut umzuverteilen, immer blutigere Kriege, immer zerstörerische Kriege, Kriege, die immer mehr Opfer, immer mehr Blut fordern, immer mehr Zerstörung mit sich bringen, und die Zerstörung erfolgt immer mehr im Hinterland, immer weiter weg von den Kampffronten, immer mehr auf die wehrlosen Bevölkerungen gerichtet; Kriege, die immer schrecklicher sind, Kriege, die immer unmenschlicher sind.

Der Imperialismus bedeutet heutzutage die Gefahr des Krieges, die Kriegsdrohung, eines Krieges, der vorangegangene Kriege blass erscheinen lassen würde, eines Krieges, der die Zerstörung von Hunderttausenden von Leben bedeuten würde, wenn überhaupt jemand die Zerstörung zu berechnen in der Lage ist, welche ein Atomkrieg verursachen würde.

Deshalb bedeutet der Kampf für den Frieden, dafür zu kämpfen, die Menschheit vor einer apokalyptischen Zerstörung zu retten; dafür zu kämpfen, Hunderte Millionen Leben von Männern, Frauen, jungen und alten Menschen und Kindern zu retten; die Menschheit davor zu retten, dass Hunderte Millionen durch einen Atomkrieg zu Behinderten, Verstümmelten, Verletzten werden; um die Menschheit vor einer unkalkulierbaren Zerstörung zu retten.

Das ist die Bedeutung des Kampfes für den Frieden, und das ist die Wichtigkeit des Kampfes für den Frieden. (BEIFALL)

Aber Kampf für den Frieden bedeutet ebenfalls Kampf für die Unabhängigkeit der Völker, bedeutet Kampf für die Befreiung der Kolonien, bedeutet Kampf für die wirtschaftliche Entwicklung der ärmsten Länder, bedeutet Kampf zur Befreiung der Völker von der imperialistischen Ausbeutung und Beherrschung. Der Kampf für den Frieden, das heißt, der Kampf gegen den Krieg, der Kampf für die Abrüstung, bedeutet nicht eine passive, sondern eine aktive Haltung zugunsten der Unabhängigkeit und Befreiung der Völker einzunehmen.

Der Imperialismus braucht die Kriegsgefahr, unter anderem, um den Bevölkerungsmassen ihrer eigenen Länder riesige Steuerlasten aufzuerlegen, um die äußerst hohen und außerordentlichen Gewinne der Monopolunternehmen beizubehalten; die Imperialisten benötigen die Kriegsgefahr, um ihre Kriegswirtschaft aufrecht zu erhalten. Die Kriegswirtschaft bedeutet, dass die eigenen Arbeiter, die eigenen Werktätigen der imperialistischen Länder, jedes Jahr Zehntausende Millionen, Hunderttausende Millionen Dollar zahlen müssen, um die Gewinne der Monopolunternehmen zu bewahren, um die Gewinne der Ausbeuter zu bewahren.

Die Imperialisten brauchen die Gefahr des Krieges, um die Unterdrückung ihrer eigenen Arbeiter, um die Repression ihrer eigenen werktätigen Bevölkerung aufrecht zu erhalten; die Imperialisten brauchen die Gefahr des Krieges, um aufzurüsten, um ihr Wettrüsten zu rechtfertigen. Und sie benötigen es, sich bis an die Zähne zu bewaffnen, um ihre Privilegien aufrecht zu erhalten, um ihre Funktion als moderne Freibeuter, als moderne Piraten zu erhalten; sie benötigen es, sich bis an die Zähne zu bewaffnen, um jene Völker zu bedrohen, die um ihre Freiheit kämpfen, sie benötigen es, sich bis an die Zähne zu bewaffnen, um zu drohen und um den Befreiungskampf der Völker in Lateinamerika, in Afrika und in Asien zu unterdrücken, um die Befreiung der Werktätigen selbst jener Länder zu verhindern, wo die imperialistischen Monopolunternehmen herrschen.

Deshalb ist der Kampf gegen das Wettrüsten, der Kampf um Abrüstung, genau der Kampf gegen jene Bedrohung, der Kampf gegen jene Erpressung, der Kampf gegen jene Interventionspolitik der Imperialisten im politischen Leben der ausgebeuteten und unterdrückten Völker von Amerika, Afrika Asien, und der Völker daselbst, wo das kapitalistische System herrscht.

Wir müssen diese Ideen gut verstehen: das bedeutet der Kampf für den Frieden, das bedeutet der Kampf um Abrüstung, und die sozialistischen Völker können aufrichtig um die Abrüstung kämpfen, denn sie brauchen die Waffen allein dafür, sich zu verteidigen.

Und deshalb leisten die imperialistischen Länder Widerstand gegen die Abrüstung, denn sie benötigen die Waffen, um zu erpressen, um zu unterdrücken, um zu intervenieren, um auszubeuten.

Deshalb sind die sozialistischen Länder diejenigen, die konsequent für die Abrüstung und für den Frieden kämpfen; sind die sozialistischen Länder diejenigen, welche die Menschheit überzeugen können, welche die Menschheit mit jedem Tag mehr davon überzeugen, dass sie aufrichtig um die Abrüstung und für den Frieden kämpfen, während mit jedem Tag offensichtlicher wird, dass es die Ausbeuter, die Plünderer, die Kolonialisten und die Imperialisten sind, die Widerstand gegen die Abrüstung und den Frieden leisten. (BEIFALL)

Deshalb ist dies ein Kampf aller Völker der Welt, der Völker der sozialistischen Länder, der Völker der kolonial unterworfenen Länder, der vom Imperialismus unterdrückten und beherrschten Länder und der Arbeiter und der Völker der imperialistischen Metropolen selbst.

Und deshalb sehen wir, wie selbst in den Vereinigten Staaten die Friedensbewegung zunimmt, wie selbst in den Vereinigten Staaten die Kundgebungen zugunsten des Friedens und gegen die kriegerische Politik der Imperialisten, gegen das Wettrüsten immer zahlreicher werden, denn das ist im Interesse der gesamten Menschheit. Und deshalb muss die gesamte Menschheit, auf verschiedene Art und Weise, auf die Art und Weise, die erforderlich wäre, zum Kampf für den Frieden beitragen.

Die US-amerikanischen Mütter leisten ihren Beitrag, indem sie Demonstrationen vor dem Weißen Haus veranstalten (BEIFALL), die Friedenskomitees überall auf der Welt leisten ihren Beitrag, die Veranstaltungen, die Aufrufe, die Schriften und die Bemühungen, sowohl in den kapitalistischen Ländern als in den sozialistischen Ländern, tragen dazu bei, die Süd-Vietnamesen tragen dazu bei, indem sie gegen die Yankee-Imperialisten und gegen Yankee-Interventionisten kämpfen (BEIFALL), die heldenhaften Kämpfer des guatemaltekischen Volkes leisten ihren Beitrag, indem sie gegen die Marionette Ydígoras kämpfen (BEIFALL), die Angolaner leisten ihren Beitrag, indem sie gegen den portugiesischen Imperialismus kämpfen (BEIFALL), die Argentinier leisten ihren Beitrag, indem sie gegen das reaktionäre Regime von Frondizi stimmen (BEIFALL), die Algerier tragen heldenhaft dazu bei, indem sie ihre Unabhängigkeit erobern (BEIFALL), die Sowjetunion trägt dazu bei, indem sie eine 60-Megatonnen-Bombe zum Explodieren bringt. (BEIFALL) Und es besteht hierin keinerlei Widerspruch, es ist kein Paradox; es besteht ein großer Unterschied zwischen den Bomben, welche die Imperialisten zum Explodieren bringen und denjenigen, welche die Sowjets zum Explodieren bringen. Und das ist der Unterschied zwischen der Bombe, die zum Explodieren gebracht wird, um die Imperialisten zu warnen, was ihnen bevorsteht, wenn sie einen Krieg auslösen (BEIFALL) und den Bomben, welche die Imperialisten zum Explodieren bringen, um zu erpressen, um zu bedrohen, um die Völker einzuschüchtern, um zu versuchen, den Terror und die Angst unter den Völkern zu verbreiten, die um ihre Unabhängigkeit, ihre Souveränität und ihre Freiheit kämpfen.

So kämpft jeder, wie er kann, jedermann leistet seinen Beitrag zum Kampf für den Frieden so, wie es ihm möglich ist. Und so hat auch unser Volk das beigetragen, was es konnte; so hat auch unsere Bevölkerung ihren Beitrag zum Frieden geleistet, als es die Söldner vor Ablauf von zweiundsiebzig Stunden besiegt hat (BEIFALL).

Als es sich von der imperialistischen Beherrschung befreite und mit seinem Beispiel den anderen Völkern von Lateinamerika den Weg wies, hat unser Volk einen großen Beitrag zum Frieden geleistet. Als es die Erste und die Zweite Erklärung von Havanna verkündete (BEIFALL), und in jener Erklärung unsere Erfahrung darlegte, die Kampfmethoden darlegte, die zum Sieg der Kubanischen Revolution führten, hat unser Volk einen Beitrag zum Frieden geleistet. (BEIFALL)

Und so kämpfen die unterdrückten Völker für den Frieden, indem sie um ihre Unabhängigkeit kämpfen; wenn den unterdrückten Völker alle Wege versperrt sind, dann kämpfen sie für den Frieden, indem sie die reaktionären Regimes besiegen. (BEIFALL) Die Arbeiter der imperialistischen Länder können für den Frieden kämpfen und kämpfen für den Frieden, indem sie sich den erpresserischen Abgaben widersetzen, die Verteuerung des Lebens ablehnen, sich dem Wettrüsten widersetzen. Und die sowjetischen Wissenschaftler kämpfen für den Frieden, indem sie die technisch-militärische Macht der Sowjetunion stärken (BEIFALL).

Jeder Einzelne soll auf seine eigene Art für den Frieden kämpfen, jeder Einzelne soll damit für den Frieden kämpfen, womit er kann und so, wie er kann.

So kämpft Lateinamerika für den Frieden, indem es den Imperialisten immer mehr die Stirn bietet. Und je mehr Völker um ihre Freiheit kämpfen, desto mehr Friedensmöglichkeiten gibt es auf der Welt, desto mehr werden den Imperialisten die Hände gebunden sein, desto schwächer werden die Imperialisten sein, um einen Krieg auszulösen.

Deshalb können die unterdrückten Völker einen großen Beitrag zum Frieden leisten, indem sie gegen den Imperialismus kämpfen, indem sie gegen die reaktionären und tyrannischen Regimes kämpfen. Seht, wie die Marionetten des Imperialismus schon zittern, seht, wie sie schon ins Wanken kommen, seht, wie die verräterischen Regimes in Lateinamerika zum Wanken kommen, seht, wie die Feinde der Völker von Lateinamerika schon ins Wanken kommen. Und das Beben läuft über das Rückgrat des Kontinents; von Patagonien bis nach Washington! (BEIFALL)

Und während das revolutionäre kubanische Regime immer stärker ist, und es wird in dem gleichen Maße immer stärker sein, wie wir es verstehen, die uns vom Feind in den Weg gelegten Hindernisse und jene Hindernisse zu bewältigen, die wir selbst uns manchmal in den Weg legen, währenddessen sind die anderen Regimes am Wanken – jene Regimes, die Komplizen des Imperialismus gegen Kuba gewesen sind. Und so gerät die Marionette Ydígoras, in Guatemala, ins Wanken (AUSRUFE); und in seiner Verzweiflung fällt ihm nichts anderes ein, als Kuba anzuklagen und Kuba zu beschuldigen. Ja, Kuba hat eine Schuld: die Schuld seines Beispiels! (BEIFALL) Aber die andere Schuld, die Schuld, welche die Revolutionen hervorbringt, die Schuld, welche die Rebellion der Völker hervorbringt, diese Schuld haben der Imperialismus und die Ausbeuter.

Welche Schuld jener Ausbeutung hat Kuba? Welche Schuld hat Kuba bezüglich jener versklavenden Beherrschung des Imperialismus? Welche Schuld hat Kuba bezüglich jener Gründe, welche die Rebellion der Völker hervorbringen? Denn die Völker sind es, welche die Revolutionen machen, und so ist es das Volk von Guatemala selbst, junge Guatemalteken, junge Menschen militärischer Herkunft, von den Militärakademien kommend, viele von ihnen haben in den Vereinigten Staaten studiert, welche die Rebellion des guatemaltekischen Volkes anführen. Sie wurden nicht in Havanna ausgebildet, sie haben keinen Unterricht in unserem Land bekommen, sondern viele von ihnen haben ihre Ausbildung an den US-amerikanischen Militärakademien erhalten. Und das ist ausreichend vielsagend. Wenn diese jungen Menschen heute die Rebellion anführen, dann bedeutet das, das Nichts den Imperialismus retten kann! (BEIFALL) Dass sogar die aus ihren Militärschulen hervorgegangenen Schüler gegen den Imperialismus, das heißt, um die Befreiung ihrer Völker kämpfen. (BEIFALL) Und das bedeutet, dass es sehr gut geschehen könnte, dass viele jener Offiziere, die sie zur Unterdrückung des Guerillakampfes ausbilden, jene Offiziere, die sie zu Hunderten in Panama trainieren, dass einige von ihnen, und vielleicht recht viele von ihnen, in der Zukunft Guerillakämpfer gegen den Imperialismus sein können. (BEIFALL)

Dadurch, dass die Völker des amerikanischen Kontinents dabei sind, ihre Kampfmethoden zu entdecken, ihren Weg der Befreiung aufzufinden, erheben sich die Völker von Amerika immer mehr, und das freut uns. Es spielt keine Rolle, dass sie uns ihrer Schuld beschuldigen, das heißt, der Schuld des Imperialismus! Das kennen wir schon auswendig, dass sie alle Schuld ihrer Ausbeuterhandlungen auf unser Land schieben wollen; deshalb wird die Bedrohung der imperialistischen Aggression immer über unserem Land schweben. Deshalb werden wir beständig in Gefahr sein. Das macht nichts, uns erschreckt diese Gefahr nicht, wir zittern nicht angesichts dieser Gefahr, während die Reaktionäre in ganz Amerika zittern; während die Imperialisten in ganz Amerika zittern angesichts des revolutionären Aufschwungs der Völker!

Die Imperialisten wollen weismachen, dass wir es sind, die die Revolutionen fördern; wir haben es schon in der Erklärung von Havanna gesagt: Die Revolutionen sind nicht importierbar, die Völker machen die Revolutionen; die Revolutionen werden nicht erfunden, die Völker machen die Revolutionen, wenn jene Voraussetzungen gegeben sind, welche die Revolutionen hervorbringen! Und die Imperialisten haben in Lateinamerika jene Voraussetzungen geschaffen.

Was ist ihnen in Argentinien passiert? Was ist ihnen passiert, trotz ihrer vielgepriesenen Alliance for Progress (Allianz für den Fortschritt)? Was ist ihnen passiert, trotz ihrer Methoden der Erpressung, des militärischen Drucks, damit sie ihre Beziehungen zu Kuba abbrachen, um dort die Beherrschung der Wirtschaft zu erreichen? Was ist ihnen passiert? Die politische Niederlage durch die Kräfte der Volksmassen! Die für sie vollkommen unerwartete und vollkommen entmutigende politische Niederlage! Die Notwendigkeit neuer Unterdrückungsmaßnahmen, neuen Missbrauchs gegen das argentinische Volk, neuer Widersprüche, neuer Militärinterventionen, und die Zunahme des Kampfes der argentinischen Bevölkerung! Die Perspektive, Millionen werktätige Menschen unterdrücken zu müssen, die sich anschicken, Widerstand zu leisten, die sich anschicken, sich im Streit zu erklären! Die Notwendigkeit, Gewalt und Terror anzuwenden, die allein dazu dienen, die Völker der Revolution nahezubringen!

Und wenn jener Terror gegen die Volkskräfte, wenn jener Terror gegen die Arbeiterklassen, gegen Millionen Beschäftigte, das argentinische Volk zum Kampf führt, die argentinische Bevölkerung zur Rebellion führt, und das argentinische Volk sogar zum bewaffneten Kampf führt, dann gebt nicht Kuba die Schuld! (BEIFALL) Wie können sie also Kuba beschuldigen, wo doch sie es sind, welche die Völker in jene Situation bringen, zu jener Notwendigkeit, sich aufzulehnen, zu jener Notwendigkeit, zu kämpfen?

Und wenn die venezolanische Bevölkerung zum Kampf stürmt; da sie die Massaker satt hat, die Verbrechen und die Folter satt hat, die Hunderte von Toten satt hat, die Tausenden von unschuldig Inhaftierten satt hat, die Ausbeutung satt hat, die Monopolunternehmen satt hat, die imperialistische Plünderung satt hat, das Regime des Verrats und der Auslieferung satt hat, welche Schuld hat da Kuba? Welche Schuld hat Kuba an den Studenten, die dort von den Marionetten des Imperialismus ermordet werden, an den Arbeitern, die dort von den Handlangern des Imperialismus ermordet werden? Welche Schuld trifft Kuba an der Ausbeutung durch die Monopolunternehmen? Welche Schuld trifft Kuba daran, dass die Völker zum Kampf stürmen, dass mit jedem Tag mehr und mehr Völker zu kämpfen entschieden sind und entschieden sind, die Mittel anzuwenden, die erforderlich sind, wenn alle Wege versperrt sind?

Welche Schuld trifft Kuba? Ausgenommen die Schuld, uns selbst von der Tyrannei, von den Massakern, von den Verbrechen, von der Folter und von der Plünderung befreit zu haben! (BEIFALL) Welche Schuld trifft Kuba, ausgenommen derjenigen, frei zu sein? Welche Schuld hat Kuba, ausgenommen die Schuld, die Yankee-Monopolunternehmen aus unserem eigenen Hoheitsgebiet vertrieben zu haben? Welche Schuld hat Kuba, ausgenommen die, den Terror und die Tyrannei beseitigt zu haben, die Kräfte der Tyrannei besiegt zu haben, die von jenem selben Imperialismus ausgebildet und bewaffnet worden waren? Welche Schuld hat Kuba, ausgenommen die seiner eigenen Freiheit und die seines Beispiels, die Schuld seiner Würde, die Schuld seiner Standhaftigkeit, die Schuld seines Heldentums, die Schuld seiner Entschiedenheit, zu siegen oder zu sterben! (LANGANHALTENDER BEIFALL) Die Schuld, die Imperialisten an der Schweinebucht besiegt zu haben (BEIFALL), die Schuld, bereit zu sein, sie so oft zu besiegen, so oft sie uns angreifen und standzuhalten, bis zu unserem letzten Blutstropfen standzuhalten!

Welche Schuld trifft Kuba an der Geschichte? Welche Schuld hat Kuba, dass basierend auf der Gesetzmäßigkeit dieser Geschichte die Brudervölker von Amerika dazu berufen sind, frei zu sein? Welche Schuld hat Kuba, dass die Imperialisten es nicht verhindern können? Denn die Imperialisten werden den Sieg der Völker nicht verhindern werden können.

Der Kontinent Amerika ist zu groß und seine Völker sind zu zahlreich und zu heldenhaft, als dass sie es verhindern können, egal wie viele Schulen sie organisieren, egal wie viele Pläne sie schmieden. Und schon heute verlautbarten die Agenturmeldungen die Nachricht, dass sechs Offiziere von Fort Brack nach Guatemala gefahren sind, zweifellos, um die repressiven Kräfte gegen die guatemaltekischen Patrioten zu beraten. Aber, was für Illusionen! Als ob sie die Freiheit der Völker, den Lauf der Geschichte aufhalten könnten, das können sie weder mit sechs noch mit sechs Millionen Yankee-Offizieren, noch mit sechs Millionen Anti-Guerilla-Schulen aufhalten! (BEIFALL)

Als ob die Ausbeuter, der Wille eines dekadenten Kapitalismus, eines schon nach Aas der Geschichte riechenden Imperialismus den Kampf der Völker, den Lauf der Geschichte eindämmen könnten! (BEIFALL)

Das sind die Realitäten, unsere Realitäten, die Realitäten von Amerika, von Asien, von Afrika, die Realitäten der Welt. Das zeigt die mühselige Aufgabe, die schwierige Aufgabe, die harte Aufgabe auf, welche die Völker vor sich haben, um die Kriegsgefahr zu beseitigen, um die Kriege aus der Menschheitsgeschichte zu verbannen, denn genau jetzt gibt es mehr Chancen und mehr Möglichkeit für die Menschheit, dieses Streben zu verwirklichen. Und es ist ebenfalls der Augenblick, der mit der höchsten Gefahr zusammenfällt, mit dem im höchsten Grade zerstörerischen und schrecklichen Charakter der Kriege. Es ist der Augenblick der größten Hoffnungen der Menschheit und ebenfalls der Augenblick der größten Gefahren für die Menschheit.

Diese Ideen und diese Gedanken gingen mir heute hier bei dieser Veranstaltung durch den Kopf und nahmen mein Gemüt ein, hier bei dieser Veranstaltung so voller Emotion, so voller Gefühl, einerseits voller Sorge und andererseits voller Befriedigung und Stolz; diese so äußerst humane, brüderliche Veranstaltung, wo alles Ausdruck der Freundschaft zwischen den Völkern, der Bruderschaft der Völker ist, der Zufriedenheit bezüglich dessen, was getan ist und der bewussten Besorgnis bezüglich dessen, was wir noch tun müssen; des Stolzes bezüglich dessen, was gemacht worden ist, denn wer von uns hat nicht tiefgreifenden Stolz gefühlt, als der würdige Akademiker der Sowjetunion jene Worte „Kuba, freies Territorium von Amerika“ ausgesprochen hat? (BEIFALL)

Die viel berechtigte Zufriedenheit für uns alle! Aber wie viel berechtigte Besorgnis bezüglich der Aufgaben, die uns bevorstehen, bezüglich der Pflichten, die wir vor uns haben; die Pflicht zu kämpfen, die Pflicht zu arbeiten, die Pflicht, uns anzustrengen, die Pflicht, uns weiterzubilden, zu verbessern und selbst zu überbieten.

Unsere Revolution marschiert auf soliden Wegen; unsere Revolution marschiert mit energischen Schritten. Unsere Bevölkerung erzieht und bildet sich immer mehr; unsere Bevölkerung muss noch mehr lernen und sich weiterbilden; unserer Bevölkerung ist der Weg vorgezeichnet; unser Volk hat seine Flaggen entfaltet; diese Flaggen sind keine anderen als die der Revolution. Die der Sozialistischen Revolution, der proletarischen Revolution, der marxistisch- leninistischen Revolution! (BEIFALL)

Die Wissenschaft des Marxismus-Leninismus erhellt den Weg unseres Volkes. Studieren wir den Marxismus-Leninismus und studieren wir ihn jedes Mal besser! (BEIFALL) Widmen wir uns mit eifrigem Geist dem Lernen und Studieren, der Arbeit! Bemühen wir uns, jedes Mal mehr zu verstehen, und nicht nur mehr, sondern ebenfalls besser! Trinken wir von dieser Wissenschaft und wenden wir sie korrekt an, wenn sie korrekt angewandt wird, sind die Revolutionen immer solider, immer stärker!

Und vor allem, erinnern wir uns an ein grundlegendes Prinzip des Marxismus: Die Massen sind es, die die Geschichte machen! Wir dürfen uns niemals von den Massen trennen! Gehen wir immer und jedes Mal mehr zu den Massen! Wir müssen jedes Mal mehr Kontakt zu den Massen haben! (BEIFALL) Perfektionieren wir unsere Verbindung mit den Massen jedes Mal mehr! Und diese starke und perfekte Verbindung wird in dem Maße erreicht, in dem wir es verstehen, die besten Vertreter des Geistes der Arbeiterklasse anzuwerben, die besten Vertreter des Geistes der werktätigen Bevölkerung, im selben Maße, in dem wir es verstehen, die besten Werktätigen, die beispielhaften Werktätigen für die Partido Unido de la Revolución Socialista (Einheitspartei der Sozialistischen Revolution) anzuwerben. (BEIFALL)

Und welche sind diejenigen, die mehr Autorität unter den Massen besitzen, in jeglicher Arbeitsstätte? Die, welche am fleißigsten arbeiten, diejenigen, die Beispiel bei allem sind! Beispiel bei der Arbeit, an erster Stelle, Beispiel der Kameradschaft, Beispiel im Klassengeist, Beispiel bei der Pflichterfüllung; die Ersten bei der Arbeit, die Ersten bei der Verteidigung des Landes, die Ersten bei der freiwilligen unbezahlten Arbeit, die Ersten bei allen Anstrengungen, die Ersten bei der Aufopferung. (BEIFALL)

Jene Werktätige mit sauberer Lebensweise, frei von Makeln der Vergangenheit, die Beispiel ihrer Klasse sind, die Stolz ihrer revolutionären Klasse sind. Werben wir alle jene Arbeiter an, alle jene Männer und Frauen, und so werden wir die beste Verbindung, die besten Kontakte zu den Massen haben! Und so werden wir die Männer und Frauen mit dem höchsten Prestige unter den Massen zusammengestellt haben! (BEIFALL)

Und auf jenem Wege, niemals von den Massen getrennt, niemals hinter dem Rücken der Massen, sondern immer mehr identifiziert mit den Massen, Kameraden und Kameradinnen, wird unsere Revolution immer stärker sein, wird unsere Revolution immer unbesiegbarer sein, wird unsere Revolution immer mehr Beispiel für Amerika sein, wird unsere Revolution jedes Mal nützlicher und fruchtbringender für die Bestrebungen der Menschheit sein, im Kampf der Menschheit für den Fortschritt, im Kampf der Menschheit für den Frieden. (BEIFALL)

Und unser Volk wird jedes Mal mehr die Ehrungen verdient haben, die ihm zukommen.

Wir wurden heute Abend geehrt. Nicht ich, ich trage die Medaille auf meiner Brust im Namen des Volkes! (BEIFALL.) Nicht ich, das Volk ist es, das diese Medaille erhalten hat! Unsere Revolution ist es, unser revolutionäres, marxistisches Vaterland hat diese Medaille erhalten, die den Namen „Lenin-Friedenspreis“ trägt! (BEIFALL)

Ich empfange sie, Kameraden Mitglieder des Internationalen Lenin-Friedenspreis-Ausschusses, ich empfange sie mit tiefem und rechtmäßigem Stolz, im Namen des Volkes, im Namen der Toten, im Namen derjenigen, die im Verlaufe unserer Geschichte gefallen sind, um diese Revolution möglich zu machen!

Vaterland oder Tod!
Wir werden siegen!
(OVATION)

Fidel Castro Ruz
21.03.1962, Theater "Chaplin", Havanna

Quelle: Fidel - Soldado de las Ideas