Kuba – anders bereisen

Die FG BRD-Kuba hat eine neuen Reisepartner, Profil Cuba-Reisen.

Zweck der Zusammenarbeit ist die gemeinsame Gestaltung, Planung, Bewerbung und Durchführung von Reisen nach Kuba. Insbesondere geht es dabei um Reisen, die neben dem touristischen Programm den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch politische, soziale und geschichtliche Aspekte des Reiselandes Kuba nahebringen sollen. CL sprach mit Manfred Sill von Profil Cuba-Reisen über die neue Zusammenarbeit.

CL: Manfred, seit wann führst du Reisen nach Kuba durch? Wie bist du als Reiseanbieter auf dieses Land gekommen?

Manfred Sill: Es war umgekehrt: Als ich vor ziemlich genau 20 Jahren in die Touristik hineinschlitterte, hatte ich gerade einen sechsmonatigen Arbeitsaufenthalt in Kuba hinter mir.

Ich hatte kurz zuvor mein Studium der Agrarwissenschaften abgeschlossen und anschließend in einem Projekt der Nachhaltigen Landwirtschaft in der Nähe von San José de las Lajas gearbeitet. Bei diesem Aufenthalt kam mir die Idee, Radtouren in Kuba zu veranstalten. Ein ideales Land zum Radfahren!

CL: Was unterscheidet deine Reisen von dem Angebot anderer Kuba-Reisen-Anbieter?

Manfred Sill: Auf den ersten Blick nicht so viel. Schließlich muss ich davon leben, also verkaufe ich, was alle verkaufen. Aber eben noch ein bisschen mehr: Wir versuchen unseren Kunden etwas mehr "Hintergrundwissen" mitzugeben. Und wir werben auch nicht nur mit den ewig gleichen Schlagworten: "Sonne, Strand, Palmen, Zuckerrohr, Zigarren, Fidel Castro, Che Guevara". Natürlich spielen die beiden bekanntesten Protagonisten der Kubanischen Revolution auch in einigen Reiseprogrammen eine wichtige Rolle. Aber was ich gar nicht mag, sind Klischees. Davon gibt es in Bezug auf Kuba in der Klatschpresse schon viel zu viele. Und leider viele negative.

Wir bemühen uns im Rahmen des Möglichen auch um Reiseleiter, die den Teilnehmern nicht die Vorurteile über Kuba bestätigen, um sich bei ihnen einzuschmeicheln, sondern die versuchen, den Besuchern ein authentisches Bild der Verhältnisse im Land zu vermitteln.

CL: Was hat dich bewogen, mit uns zusammen zu arbeiten?

Manfred Sill: Ich war viele Jahre in der Kuba-Solidaritätsbewegung aktiv und bin Ende der 80er Jahre nach meiner ersten Kuba-Reise in die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba eingetreten. Auch wenn ich in den letzten Jahren nicht politisch aktiv war, habe ich doch nie den Kontakt zur Solidaritätsbewegung verloren. Als ich gefragt wurde, ob ich an einer Zusammenarbeit interessiert sei, musste ich nicht lange überlegen.

CL: Zur Zeit boomt Kuba als Reiseland. Was verändert sich deiner Einschätzung nach dadurch?

Fahhradreisen
Manfred Sill: Natürlich ist diese Entwicklung, die ja schon lange anhält, zweischneidig: Sie verändert das Bewusstsein vieler Menschen in Kuba, aber auch das Bewusstsein der Besucher. Viele fürchten um die "revolutionäre Moral" der Kubanerinnen und Kubaner, um es mal etwas provokativ auszudrücken. Sicher generiert oder befördert der Tourismus auch negative Tendenzen und auch materielle Ungleichheiten in der Bevölkerung. Aber ich glaube, das Positive überwiegt: Vor allem das enorm angestiegene Prestige Kubas in der Weltöffentlichkeit ist ohne den Tourismus nicht erklärbar. Bei vielen Kunden erlebe ich, dass sie völlig positiv überrascht von ihrem Aufenthalt zurückkommen. Sie haben dort ein "Aha"-Erlebnis. Sie stellen fest, dass sie von den hiesigen Mainstreammedien über Kuba belogen und mit Vorurteilen vollgepumpt werden.


Und außerdem braucht das Land die Devisen. Ohne die Einnahmen aus dem Tourismus wäre die wirtschaftliche Situation noch erheblich schwieriger als sie es ohnehin schon ist.

CL: Und zum Schluss: Was wäre dein persönlicher Reisetipp für unsere Leser?

Manfred Sill: Unternehmen Sie eine Radtour in Kuba! Das ist ein unvergessliches Erlebnis – und Sie sind immer hautnah dran am Geschehen. Es gibt kaum eine Fortbewegungsart, bei der man so viel vom Land und seinen Menschen mitbekommt.

CUBA LIBRE Marion Leonhardt

CUBA LIBRE 3-2017