Ruf von Yara

In der Nacht vom 9. zum 10. Oktober 1868 begann in der kubanischen Zuckerhacienda in Befreiungskrieg, der zehn Jahre dauern sollte. Zu diesem Zeitpunkt gab Carlos Manuel de Céspedes das „Manifest der Revolutionsregierung der Insel Kuba“ bekannt. Darin werden die Ideen und Ziele der revolutionären Bewegung benannt, welche die Unabhängigkeit Kubas, basierend auf der Gleichheit aller Menschen, ob Schwarze oder Weiße, Spanier oder Kubaner, sowie die Befreiung der Sklaven zum Ziel hatte.

Schon einmal in der Geschichte Kubas war der Ort mit dem Befreiungskampf gegen Spanien verbunden gewesen. 1512 wurde der Indianerhäuptling Hatuey von den Spaniern dort bei lebendigem Leib verbrannt. Von dem spanischen Priester Bartolomé de Las Casas, der zu dieser Zeit sowohl auf Hispaniola als auch später auf Kuba war und die menschenverachtende Vernichtung der Indios durch die spanischen Eroberer anprangerte, wird Hatuey folgende Rede zugeschrieben, bei der er den Kubanern ein Stück Gold gezeigt haben soll: "Hier ist der Gott, den die Spanier verehren. Für diesen kämpfen sie und morden. Für diesen Gott verfolgen sie uns und darum müssen wir sie ins Meer werfen … Diese Tyrannen sagen uns, dass sie einen Gott des Friedens und der Gleichheit anbeten und sie nehmen uns unser Land und machen uns zu Sklaven. Sie sprechen zu uns von einer unsterblichen Seele und rauben unser Hab und Gut, verführen unsere Frauen und vergewaltigen unsere Töchter. Da ihr Mut nicht an unseren heranreicht, verstecken sich diese Feiglinge unter Eisen, das von unseren Waffen nicht durchdrungen werden kann…" Bartolomé de Las Casas berichtet als Augenzeuge aus erster Hand, Hatuey sei vor seiner Hinrichtung von einem Priester gedrängt worden, sich taufen zu lassen, um in den Himmel zu kommen. Hatuey soll darauf gefragt haben, wohin die Christen nach ihrem Tode kämen. Als daraufhin der Priester erklärte, alle Christen kämen in den Himmel, wenn sie gut waren, soll Hatuey geantwortet haben, er wolle nicht dorthin, wo die Spanier sind, um mit derart grausamen Menschen nicht zusammen zu sein.

Statue von Carlos Manuel de Céspedes auf dem Plaza de Armas in Havanna

Statue von Carlos Manuel de Céspedes auf dem Plaza de Armas in Havanna
Foto: Roschue/wikipedia/ CC BY-SA 4.0



Zurück zum 10-jährigen Krieg

Es gelang der Revolution zu überleben, und die verschiedenen bewaffneten Gruppen, Mambieses genannt, verabschiedeten am 10. und 11. April 1869 in Guaimaro eine Verfassung für eine Republik Kuba. Cespedes wurde zum Präsidenten der Republik gewählt. Spanien machte ab April 1869 eine Politik von "Krieg oder Tod" und rief die alten Freiwilligentruppen wieder ins Leben. Es kämpften etwa 5.000 Mambieses gegen fast 100.000 Spanier. Die Kubaner eroberten die ländlichen Gebiete, während Spanien seine Herrschaft in Dörfern und Städten aufrecht erhielt. 1873 wurde Cespedes aufgrund von Differenzen mit der Abgeordnetenkammer seines Amtes enthoben. 1874 starb er in San Lorenzo. Es gelang den Mambieses nicht, die Spanier zu schlagen. Allerdings gelang es den Spaniern auch nicht, die Mambieses zu vernichten.Im Februar 1978 kam es deshalb auf dem Landgut El Zanjon zur Unterzeichnung des Friedens ohne Unabhängigkeit.




Worin liegt die Bedeutung dieses Aufstandes für heute?

Einmal war er der Auftakt des nationalen Befreiungskampfes der Kubaner gegen die Spanier und für ihre Unabhängigkeit. José Martí lernte aus diesem Kampf und führte ihn 1895 fort. Dort gelang dann zwar die Unabhängigkeit von Spanien, aber de facto wurde Kuba eine Kolonie der USA – was seinen Ausdruck in einem Zusatzartikel der kubanischen Verfassung fand, dass die USA jederzeit nach eigenem Ermessen in Kuba militärisch eingreifen können. Außerdem wurde ein Teil kubanischen Bodens von den USA besetzt – Guantánamo ist es bis heute. Daher sagen die Kubaner auch bis heute, dass ohne Rückgabe von Guantánamo und Beendigung der Blockade normale Beziehungen zu den USA nicht möglich seien. Fidel Castro sah seinen Kampf als Fortsetzung des Befreiungskampfes an – diesmal, um von den USA unabhängig zu werden – und war ein Verehrer der Ideen José Martis, der z. B. Bildung der Bevölkerung als unverzichtbare Grundlage sah, um unabhängig und frei zu sein; ein Grund, warum in Kuba bis heute Bildung eine enorm wichtige Rolle spielt. Außerdem verband er die Unabhängigkeit mit der sozialen Frage. Er erkannte, dass mit einem kapitalistischen Wirtschaftssystem, als Entwicklungsland direkt vor der Küste der USA, eine Unabhängigkeit nicht zu erreichen ist und die mit dem Kapitalismus verbunden Ungleichheiten die für die Unabhängigkeit notwendige Einheit des Volkes untergraben. In Kuba ist daher der Sozialismus auch untrennbar mit der Unabhängigkeit verbunden.

CUBA LIBRE Roland Armbruster

CUBA LIBRE 4-2018