Der Kampf um unser aller Überleben und um eine bessere Welt geht weiter

Die Omicron-Mutante des Coronavirus verschont auch Kuba nicht. Lagen die täglichen Erkrankungszahlen in ganz Kuba im November 2021 noch im zweistelligen Bereich, sind jetzt – auch wegen der Öffnung für den Tourismus – um die 3.000 Fälle täglich zu verzeichnen. Aber die Erkrankten weisen deutlich geringere Krankheitssymptome auf. Dies ist vor allem den hohen Impfraten in Kuba zu verdanken. Denn über 9,8 Millionen Menschen sind schon komplett geimpft (entspricht drei Impfungen),das sind 87,5% der kubanischen Bevölkerung. Insgesamt wurden 33.275.888 Impfdosen von Soberana 02, Soberana Plus und Abdala verimpft, die höchste relative Zahl weltweit.

4.407.695 Personen haben bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten, also über 35% der Bevölkerung.

Erkrankungszahlen und Aussicht

Bis zum 24. Januar 2022 wurden auf Kuba insgesamt 1.028.183 Personen positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Allein am 24.1.2022 wurden 2.764 Personen positiv getestet und sechs Menschen starben an diesem Tag mit oder an COVID-19 und erhöhten damit die Zahl auf insgesamt 8.373. Die meisten Erkrankungsfälle gab es in der Provinz Holguin mit 441, in Sancti Spíritus waren es 232 und in Ciego de Ávila 241 Fälle, in Havanna waren es "nur" 106 Fälle. Kubas Epidemiologen gehen davon aus, dass die aktuelle Omikronwelle aufgrund der hohen Impfquote nicht wieder zu den extrem hohen Erkrankungszahlen der Deltawelle führen und dass die Krankenhäuser nicht erneut überlasten sein werden. Auch in Kuba wird der Höhepunkt der Omikronwelle Mitte/Ende Februar erwartet und danach ein Abflachen der Erkrankungskurve. Wie bei uns rechnet man mit dem Übergang in die endemische Phase der Pandemie (Eine Krankheit, die in bestimmten Regionen regelmäßig auftritt, wird als endemisch bezeichnet. Bei einer Endemie bleibt die Zahl der Erkrankungen über die Zeit relativ konstant, die Redaktion) und spricht von einer „verantwortungsvollen Koexistenz“ mit dem Virus. Wenn uns das Virus durch neue Mutationen nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht.

Neue Einreiseregelungen seit 5. Januar 2022

Seit dem 5. Januar dürfen nur noch vollständig Geimpfte (eine Boosterimpfung wird nicht verlangt) auf die Insel einreisen. Es ist ein negativer PCR-Test vorzuweisen, der bei Abflug nicht älter als 72 Stunden sein darf. Kubanische Staatsbürger können weiterhin ungeimpft einreisen, müssen sich dann aber für acht Tage auf eigene Kosten in ein Quarantänehotel begeben. Die Reisenden sind verpflichtet, sich über ein neues digitales Einreiseformular anzumelden.

In Kuba gilt im gesamten öffentlichen Raum Maskenpflicht. Restaurants, Bars, Museen, Autovermietungen und andere Einrichtungen sind geöffnet. Zwischen den Provinzen verkehren wieder regelmäßig Fernbusse und Züge.

Vermarktung der kubanischen Impfstoffe

In Mexiko wurde "Abdala" durch die mexikanische Medizinaufsicht "Cofepris" zugelassen. Die Cofepris wurde im Jahr 2012 als "nationale Referenzbehörde" von der panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) zertifiziert. Das hat auch positive Auswirkungen für die Zulassung in weiteren Ländern des Kontßnents. Inzwischen wird schon in Nicaragua, Venezuela, dem Iran und Vietnam mit kubanischen Impfstoffen geimpft, eine wichtige Etappe zur Anerkennung von Kubas Stellung als biotechnologische "Großmacht" und zur notwendigen Refinanzierung der bereits entstandenen Kosten.

Globale Notwendigkeiten

Noch immer gibt es bei den politisch Verantwortlichen in den Ländern des Nordens keine ganzheitliche Sicht, weder auf die Klima- noch auf die Seuchenproblematik noch auf die Umsetzung ethischer Standards im globalen Maßstab. Es wäre nicht nur wünschenswert, sondern es ist absolut notwendig, die Erde als unser aller Heimat anzusehen, unabhängig von Vermögen, Besitz, Staatsbürgerschaft, Ethnie und Religion. Wir alle sind Menschen und sitzen alle im gleichen Boot. Deshalb ist es ein Trugschluss, wenn wir bevorzugt Lösungen für uns auf der Speckseite dieser einen Welt suchen und nicht Lösungen und Angebote für alle. Die Möglichkeiten hierzu sind vorhanden. Stattdessen setzen Politik und Unternehmen aber auf kurzfristige Profite, auf Massentierhaltung und Raubbau, lassen die zunehmende Vernichtung der grünen Lungen unseres Planeten zu, geben den Wildtieren immer weniger Raum und Rückzugsgebiete und schaffen uns unsere Seuchen damit letztlich selbst.

Anders Kuba: Bei allen Entwicklungen, sei es in der Medizin, im Umwelt- und Klimaschutz, in der Bildung, in der Entwicklung zum Menschsein ganz allgemein, folgt Kuba nicht nur für alle seine Bürger sondern für alle Menschen dem Prinzip der Gleichheit und der Solidarität. Dies gelingt natürlich nur im Rahmen der Möglichkeiten des kleinen Landes. Und dies nach dem Motto: Wir geben nicht das, was wir übrighaben und nicht mehr benötigen, sondern teilen das, was wir haben, mit denen, die es noch nötiger brauchen. Hierfür gibt es unzählige Beispiele. Und wenn wir hören, dass Kuba kürzlich von der Zentralamerikanischen Bank für Wirtschaftsintegration-BCIE- einen Kredit von 46,7 Millionen Euro für die Impfstoffherstellung bekommen hat, mit dem 200 Millionen Impfdosen hergestellt werden können, kann man davon ausgehen, dass davon viele arme Menschen in Lateinamerika und anderen Ländern des Südens profitieren werden. Ein Traum wäre es auch, wenn die Initiative für die Zulassung der kubanischen Impfstoffe Soberana 02, Soberana plus und Abdala in Europa bald Erfolg hätte und die kubanischen Impfsera auch hier eine Zulassung bekommen würden (https://www.fgbrdkuba.de/presse/artikel/20220101-zulassung-des-kuba-impfstoffs-in-europa.php). Sie sind ausgezeichnet, sie sind geprüft und bereits millionenfach ohne größere Nebenwirkungen angewandt worden. Und sie sind als Proteinimpfstoffe auch eine gute und wirksame Alternative zu den mRNA- Impfstoffen, die viele vor allem aus Angst ablehnen. Aber das wird wohl an den hier herrschenden antikommunistischen Reflexen und Vorurteilen ebenso scheitern wie auch der Wunsch eines vernünftigen, friedlichen Umgangs der Staaten miteinander, der auf Kooperation und nicht auf Konfrontation setzt und so wirkliche (Über)Lebensbedingungen schafft. Trotz alledem – a pesar de los pesares: Der Kampf um unser aller Überleben und um eine bessere Welt geht weiter.

CUBA LIBRE Dr. med. Klaus Piel

CUBA LIBRE 2-2022