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Kubanische Musiker bedroht

Gewaltaufrufe und Schikanen erzwingen Absage von Konzerten in Spanien.

Buena Fe
Nicht nur in Havanna beliebt: Buena Fe bei einem Konzert im Instituto Superior de Arte (8.12.2012)
Foto: Fernando Eduardo Medina Fernandez via flickr


Rechte Contras versuchen mit Gewalt Auftritte der kubanischen Gruppe »Buena Fe« in Europa zu verhindern. Nach Drohungen gegen die Veranstalter mussten die vielfach prämierten Musiker ein für Freitag geplantes Konzert im spanischen Salamanca absagen. Auch am Vortag war ihr Auftritt im »Avalón Café« der Stadt Zamora gestrichen worden. Hinter der Boykottkampagne steckt eine Contra-Gruppe, die sich »Patria y Vida« nennt. Ihre Attacken auf Musiker und Konzertveranstalter wurden durch von der US-Regierung finanzierte Publikationen wie die in Madrid herausgegebene Onlinezeitung Diario de Cuba und das in Miami ansässige Portal ADN Cuba unterstützt.

»Mit Bedauern geben wir bekannt, dass die Konzerte in Salamanca und Zamora abgesagt wurden. Unter dem Vorwand, die Demokratie zu verteidigen, wurden faschistische Drohungen und Schikanen, die stärker wirkten als unsere Lieder, gegen die Betreiber der Veranstaltungsorte ausgesprochen«, teilte das Duo seinen spanischen Fans per Facebook mit. Bei zwei ausverkauften Auftritten in Madrid und in Bilbao waren die Contras mit Versuchen, die dortigen Konzerte zu verhindern, noch gescheitert. In Madrid führte die Störung durch einen bekennenden Systemgegner am 12. Mai lediglich zu einem Zwischenfall, der jedoch nur wenige Sekunden dauerte und vom Sicherheitspersonal des Veranstaltungsortes unter Buhrufen des Publikums gegen den Provokateur und Applaus für Buena Fe beendet wurde. Auch in Bilbao konnte das Duo – trotz zahlreicher Drohungen gegen den veranstaltenden Kulturverein »Bira Aretoa« – am 13. Mai vor vollem Haus spielen. Die Behörden der baskischen Stadt hatten zudem antikubanische Proteste vor dem Konzertsaal untersagt, weil Solidaritätsorganisationen dort bereits eine Kundgebung im Rahmen der europaweiten Aktion »Unblock Cuba« angemeldet hatten.

»Könnte es sein, dass einige von ihrem respektablen Recht Gebrauch machen, Kuba zu verlassen, aber diejenigen nicht leiden können, die bleiben, um für ein besseres Land zu kämpfen? Könnte es sein, dass sie aus Scham vor sich selbst zu Invasionen und Blockaden gegen ihr eigenes Volk aufrufen? Das moralische Beispiel von Buena Fe ist für manche unerträglich. Das ist verständlich«, kommentierten die Musiker die Hassaufrufe der Contras zunächst noch unbeeindruckt. »Wir sind denen dankbar, die uns respektieren und lassen uns nicht unter Druck setzen. Schon gar nicht von Leuten, die zu Gewalt aufrufen, kubanische Künstler boykottieren und diejenigen verunglimpfen, respektlos behandeln oder beleidigen, die unsere Musik mögen«, hieß es auf der Facebook-Seite von Buena Fe. Nach den erfolgreichen Konzerten in Madrid und Bilbao hätten sich die Drohungen jedoch verschärft, und die Besitzer der Veranstaltungsorte in Salamanca und Zamora dem Druck schließlich nachgegeben, berichtete das spanische Onlineportal Cubainformación.

Vorausgegangen war eine Kampagne von Contra-Medien in Europa und den USA. »Vor Beginn der Tournee durch Spanien rief Lázaro Mireles, Vorsitzender der Bewegung Aktionen für Demokratie mit Sitz in Madrid, zum Boykott des Auftritts des kubanischen Musikduos Buena Fe auf«, so die von rechten Exilkubanern herausgegebene Onlinezeitung ADN Cuba, die allein im Jahr 2020 durch die dem US-Außenministerium unterstehende Agentur für Internationale Entwicklung (USAID) mit 410.710 US-Dollar gefördert wurde. Mireles forderte, der »Komplizenschaft mit diesem kriminellen Regime ein für allemal« ein Ende zu bereiten. Das von USAID und vom US-Dienst NED finanzierte Portal Diario de Cuba verbreitete den Vorwurf eines anderen Contra-Aktivisten: »Sie verteidigen den totalitären und repressiven Slogan, dass in Kuba die Straßen den Revolutionären gehören.« Als Reaktion auf die Kampagne verurteilte das aus 60 spanischen Organisationen bestehende »Movimiento Estatal de Solidaridad con Cuba« die Drohungen als »übliche Praxis derjenigen, die die Flagge ›Patria y Vida‹ hissen und behaupten, für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte in Kuba einzutreten«. Tatsächlich entlarvten sie sich selbst als »Lakaien des Imperiums«, hieß es. Auch Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel kritisierte am Mittwoch im Kurznachrichtendienst Twitter die »Schikanen gegen Buena Fe in Spanien«.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 20.05.2023