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»Ein Tribut an die Revolution«

Privates Che-Museum im kubanischen Santa Clara – mit zahlreichen Exponaten und Unikaten. Ein Gespräch mit Mariano Gil De Vena.

Che-Museum im kubanischen Santa Clara
Mittenmang eine Bombilla von Che, ein traditionelles Trinkrohr, um Mate zu trinken (Santa Clara, April 2023)
Foto: Ivett Polyak-Bar / jW

Che-Museum im kubanischen Santa Clara
Zahlreiche Originalfotos von Che und Fidel zieren die Wände über den Cafétischen (Santa Clara, April 2023)
Foto: Ivett Polyak-Bar / jW

Che-Museum im kubanischen Santa Clara
José Martí (r.), kubanischer Literat und Symbol für den Unabhängigkeitskampf seines Landes, wacht am Eingang zur Exkursion (Santa Clara, April 2023)
Foto: Ivett Polyak-Bar / jW

Che-Museum im kubanischen Santa Clara
Markise in Grellgrün weist den Weg in die kleine Schatzkammer der kubanischen Revolution (Santa Clara, April 2023)
Foto: Ivett Polyak-Bar / jW

Che-Museum im kubanischen Santa Clara
Die Einladung steht: Antiquarischer Verweilort für Linke aus aller Welt (Santa Clara, April 2023)
Foto: Ivett Polyak-Bar / jW

Che-Museum im kubanischen Santa Clara
Eine hochprozentige Wohltat: Mojito, Cocktail aus hellem kubanischen Rum, Limettensaft, Minze, Rohrzucker und Sodawasser (Santa Clara, April 2023)
Foto: Ivett Polyak-Bar / jW


Sie haben in Santa Clara, dem Ort des Mausoleums für den argentinisch-kubanischen Revolutionär Che Guevara, ein kleines, privates Che-Museum samt Cafébetrieb aufgebaut. Bevor wir dazu kommen, was hat Sie nach Kuba verschlagen?

Zunächst, ich bin Spanier und wurde 1963 in der kleinen Stadt Palencia in der Region Kastilien und León im Nordwesten Spaniens geboren. Studiert habe ich Theater- und Filmwissenschaften, aber auch Malerei. Während meiner Studienzeit befand sich Kuba in der »Periodo especial« (Wirtschaftskrise nach der Phase der Auflösung des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe 1991, jW). In der Zeit hörte ich erstmals von der US-Blockade gegen den Inselstaat – und von den verheerenden ökonomischen Auswirkungen. Das brachte mich Anfang der 1990er Jahre nach Kuba, kurz nach dem Fall der Berliner Mauer. Und ich hatte nie zuvor in einem sozialistischen Gesellschaftssystem gelebt, musste umdenken und umlernen, Dinge verstehen, die in Europa nicht üblich sind. Das war ein wichtiger Lernprozess für mich.

Und wie begann alles mit der Museums- und Cafégründung?

In Kuba konnte man bis vor acht Jahren keine privaten Unternehmen gründen. Deshalb habe ich eine Möglichkeit gesucht, um in Kuba zu überleben. Ich kaufte Antiquitäten, die ich im Landesinneren erworben hatte, um sie in Havanna wiederum zu verkaufen. In diesen Jahren kamen diverse Exponate aus der Revolutionszeit zusammen. Und für mich ergab sich nach mehr als 25 Jahren des Sammelns als Privatperson die Chance, ein Café zu betreiben. Hey, und ich dachte, es wäre eine großartige Idee, einen Teil meiner Sammlung im Café zu präsentieren, mit Gästen und Interessierten zu teilen, um der Revolution Tribut zu zollen. Und nicht zuletzt, um Menschen, die von außerhalb kommen, zu helfen, Kuba zu verstehen.

Wie haben Sie Ihre Sammlung zusammentragen können?

Alles, was Teil des Bestands ist, habe ich in Kuba gefunden. Ich habe fast alles gekauft. Es gab einige Spenden, aber es war meine Initiative und mein Projekt. Ich habe nichts mit dem Staat, der Regierung, der Partei oder irgend jemand anderem zu tun. Ich bin in keiner Organisation, ich bin ein unabhängiger Mensch. Ich sammle hauptsächlich Fotografien, aber auch Skulpturen, Gemälde, persönliche Gegenstände von Guerillakämpfern und Dokumente aus dem städtischen Guerillakampf.

Welches Exponat ist besonders außergewöhnlich, ein Unikat?

Es gibt ein Dokument, das von Che Guevara am 2. Januar 1959 unterzeichnet wurde, was wahrscheinlich das erste von ihm unterzeichnete Schriftstück ist nach dem Sieg der Revolution. An diesem Tag verließ er Santa Clara und wurde von einem Journalisten interviewt, der ihn darum bat, einen Gruß an die Bevölkerung von Las Villas zu senden.

Und was finden Gäste noch in Ihren Räumlichkeiten?

Vieles. Beispielsweise ein Abzeichen, ein Patch, das der Arzt und Kapitän der Kolonne von Che Guevara getragen hat. In seiner Kolonne waren mehrere Ärzte, Che selbst war Zahnarzt. Wir haben auch Patronenhülsen, die ich vor zwei Jahren gefunden habe, als ein Haus restauriert wurde. Die Patronen gehörten einem Scharfschützen aus der Schlacht um Santa Clara. Dort haben wir auch einen Bankscheck auf den Namen von Fidel Castro entdeckt für den Waffenkauf. Der Scheck ist von der Banco Nuñez, der ersten Bank mit ausschließlich kubanischem Kapital. Bis dahin waren alle Finanzinstitute in spanischer Hand. Und wir haben eine Bombilla von Che, einen traditionellen Trinkhalm aus Metall, um Mate zu trinken. Es gibt auch eine Schulterklappe von Fidel, mein emblematisches Stück, da es das erste ist, das ich gekauft habe, noch bevor ich überhaupt daran gedacht habe, eine Sammlung aufzubauen.

Werden Sie finanziell unterstützt?

Nein, subventioniert oder anderweitig staatlich unterstützt werde ich nicht. Warum das so ist, kann ich nicht beantworten. Ich weiß es nicht. Aber wenn ich verantwortlich wäre, würde ich Reisende und Interessierte hierher bringen, um ihnen das Museum zu zeigen. Das Café ist letztlich ein sehr persönliches Projekt. Hier treffen sich Linke aus aller Welt, Intellektuelle, Musiker. Wir veranstalten Konzerte und Literaturtreffen. Es gibt auch Leute, die reinkommen, und es nicht richtig finden, dass man die Kubanische Revolution verteidigt. Das passiert aber selten.

Mariano Gil De Vena ist spanischer Künstler und Gründer des Che-Museums

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Interview: Ivett Polyak-Bar Am und Oliver Rast, Santa Clara, Kuba
junge Welt, 24.06.2023